Hervorgehoben

Wie alles begann

Warum dieser Blog „Schotten-Pony“ heißt

Sir Duncan Dhu of Nakel

Meine Liebe zum schottischen Highlandpony begann vor ungefähr 11 Jahren, als ich eine Highlandpony-Züchterin als Hufpflegekundin bekam. Damals ahnte ich noch nicht, dass das mein Leben verändern würde. Dass ich einmal Fan einer bestimmten Pferderasse werden würde, hielt ich für ausgeschlossen. Schließlich sind alle Pferde toll und alle haben ihre Vorzüge.

Das stimmt auch immer noch. Und ich habe die Rasse gefunden, die am besten zu mir passt: das Schottische Highlandpony. Einige Jahr später wurde bei dieser Züchterin mein erstes „Schotten-Pony“ Finlay geboren und Finlay wird für mich (was den Charakter angeht) vielleicht immer der Innbegriff des Highlandponys sein. Die Schotten sind ein bisschen anders als andere Ponys. Natürlich gibt es – wie auch innerhalb anderer Rassen – eine Bandbreite an verschiedenen Typen: von den sehr lieben, die sich als Therapiepferd eignen bis zu den sehr selbstbewussten, die ihre Besitzer schon mal vor die eine oder andere Herausforderung stellen. Was ihnen gemeinsam ist, ist die große Menschenbezogenheit, das unbedingte Bedürfnis nach viel Beschäftigung und Abwechslung sowie der Gerechtigkeitssinn. Behandle mich fair, dann ist alles ok. Behandle mich unfair und Du zahlst den Preis. Die Schotten sind sehr ehrlich – geradeheraus, kein Blatt vor dem Mund. Und viele von ihnen sind abenteuerlustig, haben wenig Angst und erleben gern Neues.

In diesem Blog möchte ich Euch teilhaben lassen an den Geschichten, die ich mit meinem Schotten-Pony erlebe. Bald schon geht es los – ich nehme Euch mit auf eine Reise, die so gar nicht hätte stattfinden sollen, und die ich jetzt als neue Chance und neues Abenteuer sehen möchte. Abonniert am besten gleich diesen Blog, damit Ihr keine Schotten-Pony-Abenteuer verpasst! (einfach Ich freue mich jederzeit über Kommentare, Fragen und Themenwünsche.

Abbruch

Wie Duncan Euch ja schon berichtet hat, haben wir neulich einen Höllentrip erlebt. Und zwar einen von der völlig unnötigen und selbstverschuldeten Sorte.

Es war so: ich wollte gern nochmal üben, über die Brücke zu gehen. Vor der Autobahnbrücke steht als Übung die Brücke über die Landesstraße, da sind es nur 2 Spuren und an der Stelle wo wir üben, kann man die Straße so weit in beide Richtungen einsehen, dass ich gut dosieren kann, wann ich rüber gehe. Perfekt. Danach geht es lange, lange neben der Landesstraße her, aber in sicherem Abstand. Auf dem Weg, den man dort geht, ist nie jemand, kein Radfahrer, kein Auto, kein Hund. Auf der einen Seite die Straße, auf der anderen Seite nur Feld. Perfekte Bedingungen zum Gewöhnen an jede Form von Fahrzeug. Haben wir mit Finlay damals mit großem Erfolg genutzt.

Als wir dann an besagtem Sonntag dort ankamen, waren unglaublich viele Autos auf der Landesstraße unterwegs. Eins nach dem anderen, fast ohne Pause. Rüber über die Brücke, das ging ganz gut. Dann kommt ein Abschnitt der noch recht schön ist, da ist man noch weit von der Straße weg. Arnulf sagt „bestimmt ist die Autobahn gesperrt und die fahren alle hier lang“. Ich überlege noch, ob ich google fragen soll, aber was solls. Die Tour ist geplant und wird jetzt gemacht. Wir kommen der Straße näher. Ich bin gestresst, Duncan ist gestresst. Ich denke „Lust hab ich dazu keine“ und dann „Lust hast du darauf nie. Du wolltest üben, bittesehr“. Mein Stresspegel steigt und steigt, ein Auto am anderen. Duncan ist aber sehr artig. Bis zu dieser vermaledeiten Sirene. Danach ist der Stresspegel irre hoch (Duncan ist trotzdem ziemlich artig. Diego ja sowieso immer, egal wie viel Stress er hat, der arme Kerl).

Wir biegen an der einzig möglichen Stelle von der Straße weg in eine Feldzufahrt und lassen die Ponys grasen.

Ach, hätte ich bloß noch einmal auf die Route geschaut. Aber nein, es war ja so geplant.

Im Nachhinein gab es so viele bessere Optionen. Schon als wir auf der Brücke gesehen haben, wie es da heute zugeht, hätten wir

  • nur die Brücke üben und dann woanders hin fahren können
  • nur die Brücke und ein Stück Straße üben und dann woanders hin/nach hause fahren können
  • google fragen, dann hätten wir gesehen, dass die Autobahn dicht war.

Nichts dergleichen haben wir getan. Auch als wir dann nach der Sirene die Pause mit Gras gemacht haben hätten wir die Route nochmal checken können. Dann wäre uns aufgefallen, dass wir erst ein Drittel (!) der Straßenstrecke geschafft haben, wir hätten also besser umgedreht, das wäre deutlich weniger Straße gewesen.

Später, als wir über diese unglaubliche Panne gesprochen haben, wurde uns klar, worum es geht. Und ich denke bei diesem Text vor allem an all jene Pferdebesitzerinnen, die mir sagen „ich hätte das abbrechen sollen“ weil ein Trainer nicht gut mit ihrem Pferd umgegangen ist (ist mir auch schon passiert).

Woran liegt das? Ich glaube, da sind Reste von preußischer Erziehung in uns allen drin. Man hat das so geplant, jetzt macht man es zu Ende. Sonst ist man ein Versager. Und man kann ja auch den anderen nicht einfach quer schießen.

Arnulf und ich haben lange gebraucht um das bei einem viel einfacherern Thema zu lernen: Filme. Wohlgemerkt im Fernsehen (im Kino kann ich es immer noch nicht). Ein Film, der 10 Minuten nach Beginn immer noch blöd oder langweilig ist, wird nicht besser, das hat die Erfahrung uns gelehrt. Trotzdem haben wir viele Filme zu Ende geschaut. Heute sagt einer von uns dann „willst Du das weiter gucken?“ und fast immer sagt der andere „nein“ und dann wird umgeschaltet. Die absolut grauenhafte Verfilmung des wunderbaren Buches „Krabat“ habe ich mir im Kino leider trotzdem bis zu Ende angeschaut und verstehe nicht, warum. Naja, die Kinokarten haben schließlich Geld gekostet… (was für ein bescheuertes Argument).

Wann lernen wir, solche Vorhaben zwischendurch nochmal zu hinterfragen und gegebenenfalls abzubrechen? Ich glaube, ich muss das üben. Ganz gezielt immer wieder. „Will ich das weiter machen?“ So wie damals auch, als ich diesen total vermurksten Unterricht bekommen habe. Hätte ich doch einfach abbrechen können! Wäre ja gar nix passiert (außer dass ich Geld gespart hätte).

Einer meiner NLP-Ausbilder hat mal gesagt, er trainiert sein Gehirn bewusst darauf, Dinge fertig zu machen. Er liest das angefangene Buch bewusst zu Ende, auch wenn es ihm nicht gefällt. „Mach es fertig“ war das Ziel und sein Gehirn sollte diese Struktur verinnerlichen. Die ist sicher hilfreich, wenn es um die Steuererklärung geht. Aber am Pferd steht sie uns total im Weg. Wie oft habe ich meinen Schülerinnen schon gepredigt, dass das Pferd heute NICHT mit allen vieren auf den Anhänger gehen muss. Es NICHT fertig zu machen, NICHT zu Ende zu bringen ist in der Regel so viel erfolgreicher, wenn es um Pferdeausbildung geht. Ein Thema anzuschneiden, einen guten Moment zu suchen und dann aufzuhören führt viel schneller zum Ziel. Und wenn etwas nicht läuft und man ein ungutes Gefühl hat, sollte man abbrechen – das habe ich jetzt wieder einmal gelernt.

So werde ich jetzt nach Möglichkeiten suchen, meinem Gehirn eine neue Struktur beizubringen: die Pausen-Taste drücken und mal kurz Zeit nehmen, um zu erforschen ob das jetzt zu Ende gebracht werden sollte oder nicht. Also: Wenn mein Gehirn sagt, dass wir jetzt unbedingt sofort Facebook checken müssen und dafür das Schreiben dieses Artikels unterbrechen, dann drücke ich die Pausen-Taste und ergründe, worum es geht. Macht es mehr Sinn, den Artikel jetzt zu Ende zu schreiben oder kann eine Ablenkung tatsächlich das Ergebnis verbessern? Wenn ich mir vorgenommen habe, eine bestimmte Sache mit Duncan zu üben, heute aber die Huchmampfs wieder zahlreich am Reitplatzrand sitzen und seine Aufmerksamkeit fordern – die Pausentaste drücken und überlegen, ob ich dann heute lieber über Huchmampfs spreche oder ob ich meine Übung durchziehen möchte und dafür im Huchmampf-freien Bereich bleibe.

Entscheidend wird sein, das ganze ergebnis-offen zu tun. Nur weil ich die Pausen-Taste drücke und den Plan kurz überprüfe, heißt das nicht automatisch, dass ich ihn verwerfe. Es kann sich sehr wohl herausstellen dass es immer noch der beste Plan ist, dass mein Gehirn mir nur aus Bequemlichkeit oder Angst vorgegaukelt hat, dass das keine gute Idee ist. Aber es mal aussprechen und besprechen (auch mit sich selbst) kann Höllentrips wie den unseren verhindern.

Wenn andere in meinen Plänen involviert sind, versuche ich entweder so weit unterhalb meiner Grenze zu bleiben, dass ich sicher bin, dass ich es durchziehen kann oder ich bespreche von vornherein, dass ich evt auf Plan B zurück greifen möchte und was Plan B ist. Wenn Duncan und ich demnächst das Ausreiten in Fremdpferd-Begleitung üben wird das zum Beispiel so sein. Plan B wird vorher besprochen und ich erbitte mir die Freiheit, darauf umzuschwenken. Und ich nehme mir auch vor, anderen diese Möglichkeiten immer offen zu halten. Auch wenn ich mit jemandem verabredet bin, zu akzeptieren dass derjenige vielleicht die Unternehmung abbricht. Sollte jemand das wirklich immer wieder tun, kann man ja darüber reden und eine gute Lösung finden. Ständiges Abbrechen zeigt ja nur, dass die Pläne immer zu groß sind. Dann müssen kleinere Häppchen her.

Wir tanken jetzt jedenfalls erst mal Romantik, bevor wir uns der Desaster-Reparatur widmen und dann in kleineren Schritten die Brücke und die Straße wieder in Angriff nehmen. Damit unsere Ponys und auch wir wieder ein gutes Gefühl dabei haben können.

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 365

Es war irgendwie Besuchs-Woche. Das Mädchen vom Schimmelfreund war ja da, um meinen Sattel auszuprobieren, aber es war auch noch jemand anders da. Eine nette Dame kam uns besuchen. Die ist früher mal Merlin geritten (als er noch nicht 100 Jahre alt und fast zahnlos war) und sie wollte ihn gern mal wieder sehen. Aber natürlich wollte sie mich auch mal kennenlernen, sie ist nämlich großer Fan von mir! Sie hat auch ein Pony, ein norwegisches, und wenn sie mein Tagebuch liest, entdeckt sie immer so die eine oder andere Gemeinsamkeit die ihr Pony und ich haben. Eines Tages, sagt mein Mädchen, lerne ich den Norweger auch noch kennen. Mit dem könnten wir nämlich auch mal fein ausreiten gehen. Ausreitkumpel kann man ja nie genug haben, finde ich!

Jedenfalls kam sie und hat uns alle begrüßt und dann wollte sie unsere Ländereien besichtigen. Die beiden Menschen sind also los gelaufen – da waren wir Ponys ganz aufgeregt: das ist doch der Weg zur Weide! Also alle hinterher. Aber ach, sie sind einfach an der Weide vorbei gegangen und haben vergessen, das Tor auf zu machen! Das war ein bisschen traurig.

Später, als ich dann einen kleinen Klönschnack mit den beiden gehalten habe, meinte die Besuchs-Dame, man könnte mir bestimmt ganz leicht das „lachen“ beibringen. Ihr Pony kann das (und macht das gern, wegen der Kekse). Dann zieht er seine Oberlippe hoch – so wie ich das manchmal mache wenn ich an einer Pipi-Pfütze geschnüffelt habe, um den Geruch noch besser analysieren zu können. Mein Mädchen meinte aber, das soll ich lieber nicht auf Kommando machen, sonst mache ich das bestimmt dauernd und höre gar nicht mehr auf. Mir egal, Hauptsache die Keksrate stimmt! Der Besuch hatte Kekse mitgebracht und für Merlin sogar eine Banane (die liebt er und dafür braucht man auch gar keine Zähne!). Später haben die beiden Menschen bei uns im Paddock gesessen (allerdings außerhalb unserer Reichweite) und Kuchen gefuttert und über Ponys geredet. Das kann mein Mädchen ja eh den ganzen Tag.

Und dann hab ich gesagt, dass ich doch mal zeigen will, wie toll ich wippen kann. Also rauf auf die Wippe und jetzt gibt es endlich auch mal ein Foto von meiner selbsterfundenen Übung: alle 4 Füße quer auf die Wippe! Das ist nicht so einfach wie es auf dem Bild aussieht, sage ich euch! Wippen kann ich in dieser Position (noch?) nicht, aber ich gebe gern damit an, dass ich es überhaupt schaffe, das Gleichgewicht zu halten. Es wackelt nämlich ziemlich doll, wenn man so steht!

Eine wackelige Angelegenheit ist das, aber ich kriege das hin!
Diego durfte auch ein bisschen wippen.

Als ich fertig war, wollte Diego auch endlich mal wieder wippen und danach wollte sogar der alte Merlin nochmal loslegen. Der geht aber nicht mehr mit allen 4 Füßen auf die Wippe, sondern nur noch ganz vorsichtig mit seinen Vorderhufen. Weil er ja so alt ist und manchmal Probleme hat, seine Füße zu sortieren. Aber mein Mädchen hat sich gefreut, dass er Lust hat, was zu machen. Er bekommt nämlich seit einiger Zeit Schmerzmittel und anscheinend tut ihm das gut. Vorher wollte er nämlich gar nichts mehr machen, da haben ihm die Knochen so weh getan. Aber jetzt gehts ihm wieder besser und da hat er gleich wieder Lust auf Beschäftigung!

Sogar der uralte Merlin wollte mal wieder wippen!

Als wir alle 3 gewippt hatten, ist der Besuch wieder nach hause gefahren. Aber die Kekstüte hat sie hier gelassen, was ich sehr, sehr nett finde!

Euer besuchter Sir Duncan Dhu of Nakel

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 364

Gestern war ja wieder Sonntagsausflug. Und nach dem Höllentrip letzte Woche hatten wir alle dringenden Romantik-Bedarf. Also hat mein Mädchen die allerromantischste-Lieblingsstrecke raus gesucht und um ein Stück erweitert, so dass wir 13 km allerfeinste Idylle vor uns hatten. Diesmal hatte sie auch Zeit und Ruhe um euch davon ein kleines Filmchen zu machen. Das stellt ich euch jetzt so knapp 3 Stunden lang vor, das passt dann schon.

Für euch ein kleiner Ausschnitt vom Genuss.

Die Wälder hier bei uns sind immer wie leer gefegt, da ist man oft 3 Stunden unterwegs ohne einen einzigen Menschen zu treffen. Oder vielleicht mal einen mit Hund. Gestern waren es 2 Radfahrer, einer mit zwei Hunden und dann etwas ganz kurioses: zwei Reiter die in einiger Entfernung vor uns her ritten! Hui, Reiter treffen wir sonst nie (und verstehen nicht warum)! Jetzt war ich aber aufgeregt, da wollte ich doch hin! Mein Mädchen meinte, da können wir direkt das mit den Gangarten üben. Die will sie ja bestimmen (weswegen ich am Dienstag nicht galoppieren durfte). Also ich durfte Schritt gehen so schnell ich wollte, aber nicht antraben. Mein Mädchen und der Mann haben gelacht und gestaunt wie schnell ich Schritt gehen kann, wenn es drauf ankommt! (Eine Gemeinheit: egal wie schnell ich Schritt gehe, Diego kann es NOCH SCHNELLER und sieht dabei völlig lässig und entspannt aus, während ich mich abmühe). Und wirklich waren wir so schnell, dass wir den Reitern immer näher kamen. Als klar wurde, dass die da abbiegen, wo wir auch abbiegen wollen, haben wir Plan B gewählt und eine schöne Graspause gemacht. Da konnte ich die fremden Pferde dann auch schnell vergessen und habe mich ganz der Betankung gewidmet. Die war nach dem Turbo-Schritt auch wirklich nötig!

Als es weiter ging, waren die anderen Pferde weg und wir haben sie auch nicht wieder gesehen. Wir sind einfach weiter schön durch den Wald getingelt, die Sonne schien, die Temperatur war nett – noch nicht zu warm – wir Ponys waren gut drauf und mein Mädchen hat sich die ganze Zeit gefreut, wie fit ich geworden bin.

Sooo glücklich ist mein Mädchen mit mir! (An der Sache mit der Satteltasche arbeiten wir noch)

Wir sind dann auch noch ein Stück getrabt – Diego vorne weg – und da haben wir wieder Gangarten-Trennung geübt: kein Galopp erlaubt! Oha, da musste ich aber wirklich lange Füße machen um mitzukommen. Mein Mädchen hat die Feinregulierung eingestellt: Gas geben, aber nur so, dass ich im Trab bleibe. Wenn ich Galopp andeute, sofort leicht bremsen, aber dann auch wieder Gas geben. Nach einer Weile wurde es besser, da hatten wir es beide raus und mein Mädchen war zufrieden. Ich persönlich hätte Galopp ja gemütlicher gefunden aber sie meint, es wird im Trab so sein wie im Schritt: wenn ich es übe, kann ich es nachher auch schneller und das ist praktisch. Na, wenn sie meint. Hauptsache laufen!

Zwischendurch ist sie dann noch ein Stück zu Fuß gegangen wo der Weg sehr steinig war. Aber diesmal war das nicht so lang, weil wir den Weg schlauer eingeteilt hatten als letztes Mal.

Am Ende haben wir noch den Grabstein vom Waldgespenst fotografiert, damit ihr das auch mal seht. Ihr Menschen glaubt uns Ponys ja nie, wenn wir Gespenster sehen, aber es gibt sie überall! So auch hier. Dieses ist aber ein nettes, vor dem fürchten wir uns nicht. Aus irgendeinem Grund wurde der freundliche Herr Schulz anscheinend im Wald begraben, das finden unsere Menschen sehr kurios. Ich finde das einleuchtend, er wollte eben Waldgespenst werden und er macht das verdammt gut. Sein Wald ist wunderschön!

Hier liegt das freundliche Waldgespenst.

Als wir dann zurück an der Wackelkiste waren und schon am absatteln, kam plötzlich NOCH ein Pferd vorbei! Das war ja schon Hochbetrieb, 3 Pferde an einem Tag zu treffen! Ich war völlig fasziniert. Aber seit ich kein ganzer Mann mehr bin, regt mich das nicht mehr so schlimm auf. Ich möchte nur gern Freunde werden mit allen, was ich leider nicht darf. Schade! Aber so ist es, wenn man als Pony in der Menschenwelt wohnt. Dafür haben wir hier anderen Luxus, zum Beispiel unsere grandiose Wackelkiste, in der sich dann wieder eine ordentliche Portion Heu fand zum einverleiben nach dem Ritt, während wir nach hause gewackelt wurden.

Ach, schön wars.

Euer romantischer Sir Duncan Dhu of Nakel

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 363

Hallo, dich kenne ich doch! Warte mal – du bist doch das Mädchen vom Schimmelfreund! Wie nett dass du mich besuchen kommst!

Mein Mädchen hat mir erklärt, ich sei jetzt ein „Service-Pony“. Das bedeutet, dass es nicht so sehr um mich geht, sondern ich nur bei was helfe. Und dabei viele Kekse für wenig Arbeit bekomme. Na da bin ich doch direkt dabei! Es ist so: mein Schimmelfreund lernt gerade, sein Mädchen zu tragen. Aber er hat noch keinen Sattel. Und wenn die beiden irgendwann mit uns durchs Gelände flitzen wollen, dann braucht er unbedingt einen Sattel, wie sind schließlich flott unterwegs! Mein Mädchen und ich finden ja meinen neuen Sattel so toll und da hat mein Mädchen gesagt, das Mädchen vom Schimmelfreund könnte doch mal ausprobieren, wie sie unseren Sattel findet. Dafür kann sie mal ne Runde auf mir reiten.

Ich hatte ja noch nie jemand anderen auf meinem Rücken als mein Mädchen, aber sie war guter Dinge, dass ich nichts dagegen habe. Nachdem sie mir also erklärt hatte, dass ich jetzt ein Servicepony bin, habe ich abgecheckt ob die beiden denn auch wirklich genug Kekse mitgenommen haben und dann ging es auf den Reitplatz. Das Mädchen vom Schimmelfreund hat sich auf die Aufsteigehilfe gestellt und ich hab sie direkt dort abholt. Dein Taxi ist da! Beide Mädchen haben nicht schlecht gestaunt, weil ich das so ganz unaufgefordert gemacht habe – ich weiß doch, was mein Job ist, wenn jemand sich auf die Aufsteigehilfe stellt! Und dass das jetzt mal jemand anders ist, hat mich nicht gestört. Mein Mädchen meinte nachher, sie muss wohl doch aufpassen, dass ich nicht geklaut werde, da könnte ja jeder kommen und einfach mit mir davon reiten! Pah! Als ob ich das machen würde!

Aber das Mädchen vom Schimmelfreund kenne ich doch und man hatte mir das ja erklärt, was mein Job ist, also los! Und dann hab ich sie einfach schön über den Reitplatz getragen und sie hat den Sattel gefühlt. Der ist am Anfang immer ganz hoch, wie ein Thron, deswegen muss man ein paar Minuten reiten bis er sich setzt, dann wird er sehr bequem. Mein Job war ganz leicht, einfach im wesentlichen außenrum gehen. Zum Schluss haben wir noch einen kleinen Trab versucht und dann war es das auch schon. Die Mädchen waren ganz entzückt, wie souverän ich das gemeistert habe und ich war ganz entzückt, wie gut die Keksrate war. Mein Mädchen hat sich besonders gefreut, dass ich eindeutig gezeigt habe, dass die Reiterei mir Spaß macht, das ist ihr wichtig.

Ich bin ein gutes Service- Pony!
….. so lange die Keksrate stimmt, versteht sich!

Und wer weiß, vielleicht bekommt mein Schimmelfreund jetzt auch einen solchen Sattel wie ich!

Euer Service-Pony Sir Duncan Dhu of Nakel

Glücksfehler

„Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug“ oder auch „ich habe so viel aus meinen Fehlern gelernt, ich denke darüber nach, noch ein paar mehr zu machen“.

Neulich habe ich einen Glücksfehler gemacht. So nenne ich Fehler, die sich im Nachhinein als großartige Entdeckung herausstellen. Ich bin nämlich ausnahmsweise im Gelände ohne Aufstiegshilfe auf mein Pony gekrabbelt. Ohne Sattel kann ich ja springen, aber mit dem Sattel steh ich noch auf Kriesfuß beim Aufsteigen. So ein baumloses Modell rutscht ja doch sehr viel schneller wenn man zu doll in einem Bügel steht. Weil bei dem neuen Sattel die Bügel anders aufgehängt sind als bei meinen bisherigen Sätteln, habe ich den linken Bügel zum Aufsteigen falsch herum gedreht. Gemerkt hab ich nix. Dann sind wir weiter geritten und plötzlich fiel mir auf: am linken Bein drückt und scheuert nix mehr! Ich habe nämlich immer das Problem, dass im Trab die Steigbügelriemen am Schienbein drücken und scheuern. Damit bin ich wohl nicht allein, nicht umsonst gibt es Chapsletten, Reitstiefel oder Fender. Aber ich hatte meine Optimallösung noch nicht gefunden bzw im Moment nicht das Geld für Fender für den Ghost-Sattel. Also hatte ich noch nach anderen Lösungen gesucht.

Als wir nun eine Weile geritten waren und mein rechtes Schienbein schon recht genervt war, das linke aber tiefenentspannt, wurde mir das doch merkwürdig. Ich guckte lange an meinen Beinen herunter und rätselte. Erst nach einer ganzen Weile fiel es mir auf: der linke Bügelriemen ist total verdreht! Aber die Verdrehung sitzt unterhalb meines Knies, da wo mein Bein keinen Kontakt zum Sattel hat. Ich verdrehte auch noch den rechten Bügel und siehe da: kein Druck mehr am Schienbein! Was für eine tolle Erkenntnis! Beim nächsten Ritt verdrehte ich mir also die Steigbügelriemen ganz bewusst. Meine Schienbeine hatten Ruhe. Bedauerlicherweise stellte sich dann heraus: die Verdrehung bleibt doch nicht unbemerkt. Zwei hübsche blaue Flecken an meinen Oberschenkeln zeigten, dass der verdrehte Riemen auch nicht die Lösung sein kann. So saß ich Sonntags vormittags vor meinem Sattel, drehte verzweifelt an den Riemen herum und kam einfach auf keinen grünen Zweig. Auftritt Arnulf: was denn mein Problem sei? Ich erklärte es ihm. Er schaute auf die Riemen. „Du musst die anders einfädeln, darf ich?“ Gefühlte 10 Sekunden später hingen die Bügel anders im Riemen. Obwohl ich dachte, ich wäre der Anweisung genau gefolgt, hatte ich es anscheinend falsch gemacht. Und jetzt, jetzt bin ich fast 8km mit den Riemen getrabt und habe überhaupt kein Problem mehr.

So hat ein kleiner Fehler – das verdrehen des Bügels beim Aufsteigen – letztlich zur Lösung eines langjährigen Problems geführt. Ein echter Glücksfehler!

Und deswegen liebe ich es, Dinge einfach mal anders zu machen. Neulich habe ich eine Schülerin einhändig reiten lassen. Normalerweise kommt spätestens nach 5min ein Kommentar wie „so kann ich viel besser sitzen!“ oder „oje, so kann ich nicht lenken“, oft auf „so läuft er ja viel entspannter/besser“. Diese Schülerin aber fragt nach ein einer halben Stunde „und was soll das jetzt bringen?“ Diese Reaktion war mir bisher nie untergekommen, aber meine Antwort war einfach: einfach mal was anders machen als sonst. Raus aus den gewohnten Mustern und gucken was passiert.

Und wenn man dann fest stellt dass das nichts verändert, dann macht das nix. Man hat auf jeden Fall was gutes für das eigene Gehirn (das ist diese flexibel formbare Masse zwischen den Ohren) und das Gehirn des Pferdes getan. Hat ein paar neue Datenbahnen verlegt und den Horizont ein bisschen erweitert.

In letzter Zeit sagt mein Tagebuch (ich habe so ein „geführtes“ Tagebuch in dem Fragen und Impulse stehen um das schreiben zu erleichtern) mir immer was über die Komfortzone. Ich mecker dann immer, denn ich will da endlich wieder REIN in diese verdammte Komfortzone die ich seit Finlays Tod nur selten von innen gesehen habe. Aber wenn wir „raus aus der Komfortzone“ ersetzen durch „raus aus der Routine“, dann nimmt das der Sache ihren Schrecken, finde ich. Und es zeigt, wie klein wir starten können. Zum Beispiel mit einem verdrehten Steigbügelriemen oder den Zügeln in einer Hand. Und wer weiß, vielleicht machen wir dabei den einen oder anderen Glücksfehler, der unser Leben total viel leichter macht. Gebt den Fehlern eine Chance!

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 362

Dienstaaaaaaaaag! Da bin ich gleich mal im Trab zu meinem Mädchen gesaust, als sie mich gerufen hat. Das hat sie sehr gefreut, weil sie dachte, ich wäre ihr vielleicht noch gram wegen des Höllentripps am Sonntag. Ach, im Nachhinhein war es ja auch irgendwie eine Art Abenteuer, was solls. Und den Dienstag möchte ich doch auf keinen Fall verpassen! Rein in die Wackelkiste, den Ausreitkumpel abholen und ab geht die Fahrt! 11,4km haben wir geschafft, wie die Großen! Und flott waren wir unterwegs. Mit Diego gehen wir ja immer viel Schritt, aber mein Ausreitkumpel mag Schritt nicht leiden und da traben wir immer ganz viel. Nach einer Weile wollte ich mal Pause haben, wir haben durchpariert und das Mädchen vom Ausreitkumpel meinte, sie will die Schrittstrecken zu Fuß gehen. Also beide Mädchen runter. Wir Ponys haben erst mal einen Schluck aus so einer frischen, leckeren Pfütze getrunken. Mit dem Gebiss im Maul finde ich das noch kompliziert, mein Mädchen hat gekichert, weil immer an der Seite von meinem Maul ein kleiner Wasserstrahl raus kam. Aber ich kann das jetzt schon besser als vor ein paar Wochen, ich lern das schon noch.

Dann kam ein besonders schöner Weg (einer unserer Lieblingswege), der viel zu schade ist zum Schritt gehen. Beide Mädchen wieder rauf, mein Mädchen und ich vorneweg. Sie zu mir: Trab! Ich „ok, los geht´s“ und los ging´s! Schneller und schneller und noch schneller. Mein Mädchen hatte vorher fest gestellt, dass sie viel zu oft bremst und hat das dann mal gelassen. Ich hab dann fest gestellt, dass ich nicht so schnell traben kann wie ich unterwegs sein möchte. Und gerade als mein Mädchen gefragt hat, was da eigentlich in dieser Pfütze war – Zaubertrank? – habe ich beschlossen, dass es Zeit wird, den dritten Gang einzulegen. Hoppi galoppi! Juhuuu, das macht Spaß! Aber was soll ich euch sagen: von oben gab es Mecker! Ach Mädchen, sei doch mal still, schnall dich an und genieß einfach die Aussicht! Nein, wollte sie nicht. Weil sie immer findet, wer nicht durchpariert wenn man ihm das sagt, darf nicht galoppieren. Menno. Es folgte eine ausgedehnte Diskussion darüber, ob wir jetzt galoppieren oder nicht, aber letztendlich war sie einfach sturer als ich. Seufz. Wenn ich nicht so ein Gentleman wäre…. Als wir dann an die Stelle kamen, wo der Weg eine Kuhle hat und eine Biegung macht, musste ich sogar langweilig Schritt gehen. Mädchen! Ich hätte das im Galopp geschafft! Ich kann sowas jetzt! Wir haben kurz die Hufschuhe gezählt, weil das der Weg ist, wo wir schon ein paar mal Schuhe verloren haben. Dann ging es weiter.

Ein Stück durchs Dorf sind die Mädchen dann zu Fuß gegangen und als sie wieder aufsteigen wollten, haben sie festgestellt, dass mein Ausreitkumpel einen Schuh verloren hat! Verdammt! Die Schuhkontrolle war zu früh, danach kam noch ein kleines Stück von dem schönen Weg und da ist es wohl passiert. Zu weit zum umdrehen. Also musste mein Kumpel barfuß weiter, ging aber auch. Noch der ein oder andere Trab, noch das ein oder andere Angebot von mir, doch vielleicht den Galopp zu nehmen, noch die eine oder andere Absage von meinem Mädchen diesbezüglich, dann ein letztes Stück Schritt mit Mädchen zu Fuß zur Wackelkiste. Diesmal hatte mein Mädchen das Stethoskop mit: mein Puls war bei 60, mein Kumpel bei 50 – der Angeber. Der hat ja auch schon viel mehr Training gehabt als ich!

Wir rein in die Wackelkiste zum wohlverdienten Heu und dann haben wir uns gemütlich Richtung Hufschuh kutschieren lassen. Aber dann…. tja dann hat mein Mädchen versucht, die Wackelkiste zu wenden und dabei leider ein Matschloch erwischt. Trotz all der Lauferei, bei der wir unseren ganzen Blutzucker verbraucht hatten, hieß es, wir Ponys sind zu schwer, mit uns beiden in der Wackelkiste kommt sie da nicht mehr raus. Also mussten wir aussteigen! Ich dachte mein Schwein pfeift. Mitten im Wald raus aus der Wackelkiste und das Mädchen vom Ausreitkumpel ist mit uns noch ein paar Halme Gras schmausen gegangen. Mein Mädchen hat die Wackelkiste gewendet und dann sind wir wieder eingestiegen.

Mitten im Wald noch mal aus- und wieder einsteigen. Mit uns kann man es ja machen…..

Unsere Mädchen waren so verdammt stolz auf uns, weil wir sowas können – einfach so. Naja, mit uns kann man es machen, wir sind ja so artige Jungs. Aber dann sind wir in Ruhe nach hause gefahren und haben uns das Heu schmecken lassen. Zu hause hatte mein Puls die traditionellen 44 erreicht (allerdings nur so lang, bis das Weidetor nochmal aufging – juhuuuuuuu!).

Mein Mädchen hat fest gestellt, dass ich fast die ganze Ausreitstrecke vorweg marschiert bin wie ein Großer (der Ausreitkumpel hatte keine Lust, Verantwortung zu übernehmen und ich kann das jetzt schon echt gut!) und dass ich natürlich sowieso und überhaupt das beste Highlandpony diesseits der Regenbogenbrücke bin. Klar, mein Mädchen, nur eine Info fehlt dir anscheinend noch: das mit dem Galopp, das kann ich inzwischen auch. Also merk dir doch mal: anschnallen, Klappe halten und die Aussicht genießen! Ich mach das schon!

Euer Sir Duncan Dhu of Nakel (der wirklich gern galoppieren möchte!)

Unser Ausritt im Detail.

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 361

Ihr kennt das: Sonntag abend oder am Montag berichte ich normalerweise von unserem Sonntagsausflug. Meistens darüber, wie schön es war. Diesmal…. naja. Sagen wir so: es waren Rinder auf der A7, die Rader Hochbrücke wurde voll gesperrt und aus diesem Grunde war unser Sonntagsausflug eher ein kleiner Ausflug in die Hölle. Zumindest hatten wir ein Rückticket und sind heil zu hause gelandet. Aber von vorn:

Mein Mädchen wollte mit mir Brücken über Straßen üben und auch noch ein bisschen Straßenverkehr an sich. Dafür gibt es hier eine „Anti-Romantik-Strecke“, da geht man erst über die Brücke und dann knapp 2km direkt neben der Landesstraße auf einem kleinen Wirtschaftsweg, dann nochmal rüber über die Straße und nochmal 800 m auf der anderen Seite neben der Straße. Alles ganz sicher weil man weit genug weg ist von den Autos, aber man ist halt doch sehr nah dran und bekommt alles mit. Als wir über die erste Brücke gegangen sind, sagt mein Mädchen schon „was ist denn hier heute los?“. Da kam ein Auto nach dem anderen! Das ist da sonst nicht so voll. Aber wie Menschen sind: was sie geplant hat, will sie dann auch durchziehen. Wir also an der Straße lang. Und knappe 2km ziehen sich ordentlich, wenn man einen gewissen Grundstress hat, das sage ich euch. Aber ich hab das gut gemacht und alles war fein.

Die erste Hälfte der Strecke waren wir noch einigermaßen entspannt.

Bis auf der Hälfte der Strecke einfach mal der Teufel persönlich von hinten kam! Mein Mädchen sagt, das war Blaulicht mit Sirene. Ich bin sicher: es war der Leibhaftige! Und Diego hat das nicht viel anders gesehen! Wir beiden Ponys haben uns ordentlich zusammengerissen und haben nicht die Flucht angetreten (ich zugegebenermaßen nur, weil mein Mädchen mich daran gehindert hat). Danach war ich durch mit dem Lack. Wir sind dann an einer Stelle ein Stück abgebogen und durften etwas grasen, um uns zu beruhigen. Dann mussten wir aber weiter, es gibt dort keine andere Möglichkeit. Mein Mädchen hat noch ganz viele Kekse raus gerückt (zum Glück hatte sie vorsorglich die große Tasche voll gemacht!) und ich hab meine Nerven zusammengehalten (manchmal nur knapp). Dann etwas weg von der Straße und eine weitere Graspause. Und dann wieder über die Straße. Uff. Dann nochmal an der Straße lang, diesmal auf der anderen Seite. Mein Mädchen immer „nicht mehr weit, nicht mehr weit“. Ich hatte mich gerade etwas abgeregt und wir konnten den Abbieger schon sehen und dann…. steht da so eine Baustellenbake! Da hat es mich nochmal kurz verlassen. Ich war so sicher, dass alle Monster LINKS von uns sind und plötzlich ist rechts auch noch eins!

Naja, dann hatten wir es wirklich geschafft. Mein Mädchen ist dann noch so lang zu Fuß gegangen bis wir uns abgeregt hatten. Dann wollte sie aufsteigen, weil sie schon ganz kaputt war von der Lauferei und irgendwie blöde Socken anhatte, die nicht bequem waren. Aber das Aufsteigen musste verschoben werden. Sie hatte nämlich unsere alte Satteldecke mit den Taschen zwischen meinen Sattel und das Pad gelegt, aber das klappt nicht, da rutscht alles nur durch die Gegend. Sie konnte also nicht ohne Aufsteigehilfe rauf. Bis sie was zum raufklettern gefunden hat, musste sie dann noch eine ganze Weile laufen. Ihre Laune war im Eimer, sage ich euch. Dann rauf und ich hab sie schön durch den Wald getragen. Wir wären gern noch getrabt aber das haben wir lieber gelassen wegen dem rutschigen Sattel. Schlussendlich sind wir im Dorf angekommen, dort ist mein Mädchen dann lieber wieder abgestiegen, weil unser beider Nerven doch ordentlich blank lagen. Zurück zur Wackelkiste und ab nach hause. Den Rest des Tages habe ich ihr signalisiert, dass das eindeutig zu viel Abenteuer war und sie hat sich hundert mal bei mir entschuldigt. Aber sie war auch stolz auf mich, weil ich es einigermaßen anständig gemacht habe (mehr kann man in der Situation wirklich nicht erwarten) und vor allem weil ich danach noch in der Lage war, sie so fein zu tragen, ihr noch zu zu hören und alles richtig zu machen. Sehr erwachsen, findet sie. Und für die nächsten Touren hat sie uns beiden wieder viel Romantik versprochen. Später hat sie dann das mit der Sperrung der Autobahn heraus gefunden. Deswegen waren da nämlich so viele Autos wo sonst gar nicht so viele sind. Ich sage euch: Autos hatte ich jetzt wirklich genug!

Euer Sir Duncan dhu of Nakel (zurück aus dem Kurzbesuch in der Hölle)

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 360

Zahlen! Ihr Menschen seid so besessen davon! Bestes Beispiel neulich: mein Mädchen vergleicht Bilder. Sie fotografiert mich ja gern mal, besonders wenn ich grad passend stehe für ein gutes Vergleichsbild. Sie schaut sich also diese beiden Bilder hier an:

So sah ich im März aus. Bitte die blöde Grimasse nicht beachten.
So war es Mitte Mai um mich bestellt. Da gibt es doch nix nachzumessen!

Und sagt „man, du bist aber toll gewachsen und hast dich ganz schön gemacht in den letzten Monaten“. Und dabei HÄTTE sie es ja lassen können. Kekse rein, weil ich so ein toller bin und fertig. Nein! Nein, sie muss mich unbedingt an die Wand stellen. Und der Mann muss messen. Weil sie ohne Zahlen gar nicht glauben kann wie toll groß und gut bemuskelt ich bin. Ich lass mir das aber nicht mehr bieten und mache an der Wand, was ich will. Ich ducke mich ein bisschen und dann sind die Striche da wo sie vorher auch waren und mein Mädchen und der Mann gucken sich verwirrt an. Pech für euch! Mir doch egal, was für Zahlen auf dem Zollstock stehen.

Und als ich von meinem Dienstagsausflug berichtet habe, da war es ähnlich. Kaum geht es mal ein bisschen mit mir durch und ich hab echte Abenteuer zu berichten, schon wird mir angekreidet, dass ich mich verzählt habe. Weil nach 359 ja gar nicht 400 kommt. Ok ok, aber es hat sich halt angefühlt wie ein Abenteuer dass der 400 würdig wäre! Das muss man dann doch auch mal verstehen. Also liebe Menschen, wir zählen jetzt extra für euch ganz korrekt weiter. Bis ich mich wieder mal vergaloppiere, was halt mal passieren kann im Eifer des Gefechts.

Übrigens finde ich, das mit den Zahlen nervt auch beim Weidegang sehr. Anstatt dass man uns Ponys fragt, wann wir denn wohl satt und zufrieden wären. Nein, da wird auf die Uhr geschaut und alles minutiös berechnet und irgendwie kommt immer dabei rum, dass wir nicht so viel essen dürfen wie wir wollen. Das ist doch blöde! Einfach mal aufs Bauchgefühl hören! Naja, so seid ihr Menschen wohl, damit müssen wir Ponys halt leben.

Euer Sir Duncan dhu of Nakel

Worte und Bilder

Neulich las ich einen hervorragenden Tweet, der so anfing:

Drei Anwälte in schwarz gehen über den Bahnhof. Zwei davon tragen Kleider.

Worte erzeugen Bilder in unserem Kopf. Und auch, wenn wir dann im Nachhinein merken, dass wir das Bild korrigieren müssen, damit es wieder stimmt, ist das erste Bild eben doch entstanden. Und die Korrektur kostet Energie und mit der haushaltet unser Gehirn ja gern. Schlauer wäre es daher, gleich die gewünschten Bilder zu erzeugen und also die passenden Worte zu verwenden. Auch in der Pferdewelt haben wir so viele ungünstige Worte, die überall verwendet werden und eigentlich total verkehrte Bilder in den Köpfen von Pferdemenschen erzeugen.

Zum Beispiel „nachgeben“. Unsere Pferde sollen wahlweise im Maul oder im Genick „nachgeben“. Auch ich habe dieses dämliche Wort bis vor kurzem verwendet. Und mir jetzt vorgenommen, es mir abzugewöhnen. Denn wer nachgibt, macht sich klein und nimmt sich zurück – im besten Fall aus Freundlichkeit oder Rücksicht, im schlimmsten aus Angst. Unsere Pferde (zumindest meine) sollen aber groß und stolz werden, sich aufrichten und präsentieren! Ja, sie sollen weich sein dabei und mit mir kommunizieren, aber das ist etwas anderes als nachgeben. Nachgeben sieht bei den Pferden meist so aus wie auch bei uns: Kopf einziehen. Aufrichten ist das Gegenteil davon.

Ein weiteres solches Wort ist „Trageerschöpfung“. Wer immer dieses Wort in die Welt gesetzt hat, hat eine denkbar schlechte Wahl getroffen, finde ich. Trageerschöpfung, das klingt für mich so als hätte ich einen 15kg Rucksack den Berg hoch getragen. Lösung des Problems: Rucksack absetzen, mich hinsetzen und Pause machen. Ein Pferd mit der Diagnose „Trageerschöpfung“ braucht aber (fast immer) etwas ganz anderes, nämlich Training! Es hat nicht genug Kraft und Muskulatur, sich selbst und den Reiter zu tragen. Das bedeutet, schonen und Pause machen ist nicht der richtige Weg, das Problem zu lösen, sondern durchdachtes Training muss her!

Auch andere Wörter sind mir mittlerweile ein Dorn im Auge: der Rücken des Pferdes soll „schwingen“. Oje! Nein, bitte nicht! Stellt Euch doch mal vor, was passieren würde, wenn die Wirbelsäule des Pferdes schwingt! Rauf, runter, rauf runter und jedesmal stoßen die Wirbel aneinander! Gruseliger Gedanke. Ja, es fühlt sich für den Reiter „schwingend“ an, im Gegensatz zu „werfend“ oder „stoßend“. Weil das Pferd über seine Rumpfträger die Wirbelsäule so stabilisiert, dass eben KEINE so große Bewegung mehr stattfindet und vor allem keine unkontrollierte.

Andere Wörter werden ständig benutzt, haben aber in der Reiterwelt nach und nach ihre feste Bedeutung verloren. „Versammlung“ ist so ein Wort. Alle wissen, was damit gemeint ist. Oder etwa nicht? Und selbst wenn wir es wissen: wo genau fängt sie an, diese mysteriöse „Versammlung“? Oder „Vorwärts-Abwärts“ – gern als Gegenstück zur „Versammlung“ verwendet. Das „Vorwärts-Abwärts“ wurde leider durch die FN-Reiterei verdorben, denn in den meisten Kreisen bedeutet es jetzt, dass das Pferd hinter der Senkrechten läuft. Aber selbst wenn nicht: wo genau ist denn „Vorwärts-Abwärts“? Solche Worte funktionieren oft deswegen nicht mehr, weil es heute so viele Reitweisen gibt und jede die selben Worte verwendet, damit aber etwas anderes meint. Ein Westernreiter wird unter „Vorwärts-Abwärts“ und „Versammlung“ etwas anderes verstehen als ein Dressurreiter oder ein Islandpferdereiter.

Wenn wir also solche Begriffe verwenden, sollten wir sie definieren (oder damit leben, dass der andere etwas anderes darunter verstehen könnte).

Andere Begriffe führen uns direkt in die Irre. „Freiarbeit“ zum Beispiel. Auch ich verwende diesen Begriff noch gelegentlich mangels eines besseren Wortes (wobei mir „Freiraum-Training“ gut gefällt, ein Wort, dass ich bei Wege zum Pferd gefunden habe) . Denn auch in der „Freiarbeit“ sind die Pferde nicht frei. Ich kenne nur eine Trainerin, deren Pferde bei der gemeinsamen „Arbeit“ wirklich frei sind und das ist Elsa Sinclair. Und auf einer philosophischen Ebene können wir jetzt sagen, dass auch ihre Pferde eingezäunt sind (was sie aber im Training nicht ausnutzt, daher spielt es in meinen Augen keine Rolle bei der Ausbildung.) Jede andere Freiarbeit beruht darauf, dass wir den Pferden mindestens die Möglichkeit nehmen, effektiv weg zu laufen. Meistens beruht sie darauf, dass wir ihnen beibringen, auch ohne Zaumzeug irgendeiner Art bei uns zu bleiben und mitzumachen. Das ist nicht schlecht oder falsch! Aber halt auch nicht frei.

Überhaupt: „Arbeit“. Das ist ein viel diskutiertes Wort in der Pferdewelt. Ich bevorzuge wahlweise „Training“ (das kann ja körperlich oder geistig sein) oder ich sage einfach „ich mache was mit meinem Pony“. Wie definieren wir „Arbeit“? Da ist wieder die Sache mit den Bildern im Kopf. Und der viel zitierte Witz unter Müttern und Hausfrauen, denen gesagt wird, sie würden nicht arbeiten, weil sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Dass sie trotzdem den ganzen Tag schuften, steht auf einem anderen Blatt.

Ich persönlich habe viel Unterricht auf Englisch bekommen und muss feststellen, dass es oft nicht gut funktioniert, Worte zu übersetzen. „Be consistent“, sagt Amanda immer. Wir haben das mit „beständig“ übersetzt, aber es greift ein bisschen zu kurz. Auch Mark Rashids Wort „Softness“ übersetzt sich nicht gut. Und für das stets und überall gebrauchte „Timing“ scheint es mir schon gleich gar kein geeignetes Wort zu geben. Auch das Wort „Anlehnung“ entspringt einer fürchterlich unglücklichen Übersetzung, die ganz und gar falsche Bilder in Reiterköpfen erzeugt.

Aber auch deutsche Worte können verdreht werden. Sehr beliebt in meinem Schülerkreis ist die Verwechslung von Vor- und Hinterhandwendung. Ursprünglich – und das ist meine Eselsbrücke – heißt es nämlich „Wendung UM die Vorhand“ und „Wendung UM die Hinterhand“ womit klar ist, dass sich bei der Vorhandwendung die Hinterhand UM die Vorhand bewegt.

Bei den Seitengängen gibt es auch regelmäßig Ärger, manche haben deutsche und französische Namen, aber den französischen für „Schulterherein“ verwendet hier niemand (wer weiß, wie das heißt? Bitte in die Kommentare schreiben!) und ob „Traversale“ ein deutsches Wort ist, wage ich doch sehr zu bezweifeln (so wie ich es verstehe ist es die Kombi aus zwei französischen Begriffen – wo sind hier die Experten?). Krupperherein heißt auch Travers und ganz oft wissen Schüler gar nicht, dass das deckungsgleich ist und glauben, es gäbe da noch einen Seitengang den sie nicht reiten können. Ach, es ist kompliziert.

Ihr seht schon: es lohnt sich, die Worte mal zu hinterfragen. Ganz besonders, wenn Eure Reitlehrerin sie verwendet: fragt nach. Was genau ist damit gemeint? Was soll passieren oder nicht passieren? Denn jedes Wort erzeugt Bilder in unseren Köpfen und es wäre schön, wenn wir ungefähr das gleiche Bild im Kopf hätten, sonst klappt es nicht mit der Kommunikation.

Manchmal bin ich ganz froh, dass die Pferde sich so viel mehr auf Körpersprache (die oft aus unseren inneren Bildern entsteht!) und Tonfall verlassen als auf das Wort an sich. Auch wenn das bedeutet, dass mein Pony die Bremse rein haut und mich erwartungsvoll anschaut, wenn ich ihn – nachdem er etwas in der Nase hatte und einige Male geschnaubt hat – frage: „geht´s?“ Hört sich für ihn eben an wie „Keks“ – fiel mir dann im Nachhinein auch auf….. (auch das Wort „jetzt“ ohne Satz drum herum verwende ich in Duncans Beisein nicht mehr. Auch Markerwörter haben ihre Tücken…..)

Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 400

Wow, der 400. Tagebucheintrag! Und ich habe genau die passende Abenteuergeschichte für euch, passt mal auf!

Also gestern war ja Dienstag. Und was ist Dienstag (jetzt endlich wieder)? Ausflugstag mit dem Ausreitkumpel! Mein Mädchen sagt, das nennt sich jetzt „Training“. Weil wir ja im Herbst den Gedenkritt machen wollen und da müssen wir alle fit sein. Wir wollen jetzt ganz viel traben und uns damit immer schön ein bisschen steigern. Ok, kann losgehen!

Das Mädchen vom Ausreitkumpel scheint allerdings etwas aus der Übung gekommen zu sein, scheint mir. Das hat vielleicht gedauert, bis das endlich los ging! Dann ging es los und nach 20 Metern standen wir schon wieder, weil die Steigbügelriemen nicht richtig waren. Mein Ausreitkumpel wollte nicht stillstehen, der wollte jetzt los und also hat es eeeeeeewig gedauert bis sie endlich fertig waren weil sie zwischendurch noch 5 mal streiten mussten. Dann ging es endlich los. Im Schritt – also ich jedenfalls. Mein Spaziergehkumpel hatte nicht die Nerven für Schritt, der musste tänzeln. Ich versteh das, er muss dringend Speck los werden und das geht schneller und besser wenn man tänzelt! Dann sind wir angetrabt und gerade als ich mich eingrooven wollte mussten wir wieder anhalten! Wegen der Steigbügel oder so, bin nicht sicher. Hmpf.

Dann ein Stück getrabt bis zu einem gruseligen Bauernhof. Ich war da schon mal, ist aber lange her. Da gibt es alles was ein bisschen gefährlich aussieht, also lieber Schritt. Ich bin vorne weg gegangen und mein Mädchen hat mir gut zugeredet. Und sie war sooooo stolz auf mich, weil ich das toll gemacht habe! Dann wollten wir weiter, aber nein! Das Mädchen vom Ausreitkumpel wollte die Ärmel von ihrer Jacke ab machen. Was sie allein nicht hinbekommen hat, also mussten wir Ponys ganz nah beieinander still stehen, damit mein Mädchen ihr helfen kann. Erst rechts, dann links. KÖNNEN WIR DANN JETZT ENDLICH LOS? So wird das nix mit dem Distanzritt!

Ja, endlich ging es los. Nun war das die Strecke, die mein Mädchen die Ü-Strecke nennt, weil da alles mit ü ist: Züge, Brücken, Kühe und Pfützen.

Ok, Züge waren gestern keine da und Pfützen nur sehr wenige. Aber Kühe dafür ganz viele! Große Herden auf großen Weiden. Sonst sind wir da immer im Schritt vorbei aber wenn man immer bei der kleinsten Kleinigkeit durchpariert wird das nix mit dem gleichmäßigen Trab und also fand mein Mädchen es sei Zeit, an den Kühen vorbei zu traben. Hab ich gemacht. Und bin sogar brav weitergetrabt als die Kühe neben uns auch getrabt sind. Zack! – mein Mädchen schon wieder stolz wie Bolle. Weil ich das so toll kann! Wir sind einfach gleichmäßig wie ein Uhrwerk weiter getrabt. Mit dem Mädchen vom Ausreitkumpel war schon wieder irgendwas aber wir sind weiter getrabt, die können ja aufgaloppieren. Wir traben also so durchs schöne Moor und genießen die frische Luft und mein Mädchen sagt „das machst du schon so toll, das ist ja fast wie allein ausreiten!“ und ich feiere mich als plötzlich ….

VOGEL!!!

Man, hab ich mich erschreckt! Diese blöden Viecher fliegen da so hinter den Büschen hoch, dass man sie nicht sieht und dabei rascheln sie präzise genauso wie ein hungriger Säbelzahntiger! Ich bin also reflexmäßig nach rechts gesprungen Richtung Graben. Aber dann wurde mir klar: kein Säbelzahntiger. Nur ein Vogel. So und jetzt kommt´s: normalerweise wenn ich mich erschreckt habe, haben wir angehalten und es gab einen Keks für mich. Weil mein Mädchen das so gut findet, wenn ich nicht los rase, sondern stehen bleibe nachdem ich mich erschreckt habe. Aber diesmal nicht! Diesmal hat sie mich einfach wieder auf den Weg gelenkt und mir gesagt, dass wir weiter traben und als ich dann weiter getrabt bin, hat sie mich über den grünen Klee gelobt, wie toll ich das gemacht habe und wie stolz sie auf mich ist. Ich war also gerade wieder dabei mich zu feiern als plötzlich ….

VOGEL!!

Es gibt einfach zu viele davon im Moor, ehrlich! Und schon saßen wir wieder halb im Gebüsch. Aber wir sind wieder einfach weiter getrabt. Mein Mädchen meinte, jetzt hat sie doch wackelige Knie aber wir schaffen das. Und wir haben das geschafft. Wie die Großen!

Nach all der Aufregung war dann Zeit für eine Graspause. Sehr gut, die haben wir uns auch wirklich verdient. Während wir am mampfen waren, haben die Mädchen einen Schluck getrunken und plötzlich sagt das Mädchen vom Ausreitkumpel „oh nein, ich habe einen Ärmel verloren!“. Ja, sowas kommt davon wenn man die nicht an der Jacke lässt! Und jetzt? Den ganzen Weg zurück? Das wäre zu weit geworden. Aber den halben Weg zurück und dann eine Abkürzung nehmen, das geht. Als wieder rauf und zurück marsch marsch! Oh, das hat mich jetzt schon ein bisschen aufgeregt! Da musste ich doch mal mit dem Kopf runter und schütteln und mich ärgern – gab aber Mecker von oben. Na gut, aber dann hurtig! Nein, auch nicht recht. Ruhiges, gleichmäßiges Tempo. Vogel! Aber diesmal hab ich keinen Satz mehr gemacht. Und da war mein Mädchen schon wieder versöhnt und stolz.

Weiter ging es Richtung Kühe. Und dann….. fanden wir uns plötzlich im Galopp wieder und mein Mädchen hat den Bremsfallschirm aktiviert (in Gedanken). Sie hat nicht verstanden, was los war, weil sie ja immer nix mitkriegt! da war eine ganze Kuhherde HINTER uns im Galopp her gerannt! Da lasse ich mich doch nicht lumpen, was denkst du denn? Nein, war nicht erlaubt. Durchpariert zum Schritt, atmen. Der Ausreitkumpel war schon im Schritt, weil wir uns nämlich zum Glück nie gegenseitig anstecken und sein Mädchen ihn fix durchpariert hat als sie gesehen hat, dass mir nach einem Sprint zumute ist.

Mein Ausreitkumpel und ich sind das perfekte Pony-Sicherheits-Team: er erkennt alle lauernden Drachen (von denen die Menschen regelmäßig meinen es seien Baumstämme – weil ihr Menschen von Drachen einfach nix versteht!) und ich erkenne jedes kleine Geräusch sich anschleichender Säbelzahntiger (oder Dinosaurier, Vögel sind schließlich Dinos!). Somit ist jede Gefahr abgedeckt. Da wir unsere Aufgabenbereiche so klar eingeteilt haben, regt sich keiner auf, wenn der andere kurz was abcheckt. Unsere Mädchen finden das sehr, sehr praktisch. Ich auch, dann muss ich nicht auch noch nach Drachen gucken!

So und nach dem ganzen Vögel- und Kuhgalopp-Gedöns waren wir dann – ohne den Ärmel zu finden – auf der Abkürzung für den Rückweg. Mein Mädcehn meinte schon wieder, ich hätte ja NULL Orientierungssinn, weil ich es ganz verkehrt fand, da abzubiegen. Ich wäre einfach die selbe Strecke zurück gelaufen, meint sie. Aber ehrlich, über Orientierungssinn braucht man mit ihr nicht reden! Sie hat ja selbst keinen.

Als die Wackelkiste in Sicht kam, sind die Mädchen abgestiegen und haben geführt. Mein Mädchen hat mir kritisch ins Gesicht geschaut, wie es mir so geht und hat dann gesagt „der hat ja nicht mal Atmung!“. Also ich muss doch sehr bitten, ich atme den ganzen Tag korrekt ein und aus, das muss dir doch schon mal aufgefallen sein! Jaaa, aber das meinte sie nicht. Sie meinte, das meine Nüstern direkt nach all der Traberei noch nicht mal ansatzweise rund sind und man außer etwas Schweiß nicht erkennen kann, dass wir diesmal stolze 6,9km getrabt sind. Tja, Mädchen, so was nennt sich Fitness, aber auch davon hast du ja keine Ahnung…..

Also kurz und gut: mein Mädchen ist unfassbar stolz auf mich und ein bisschen auf sich selbst, weil sie es geschafft hat, sich nicht so doll vor meinen Erschreckern zu fürchten. Sie sagt, sie hat jetzt schon gutes Zutrauen zu mir, dass ich nix schlimmes mache. Außerdem hat unser neuer Sattel das Vogelhopsen gut gehalten und ist nicht gerutscht, das sind auch sehr gute Nachrichten.

Den Ärmel haben wir nachher wieder gefunden, wir sind mit der Wackelkiste einen kleinen Schlenker zum gruseligen Bauernhof gefahren und da lag er, kurz hinter der Stelle wo das Mädchen vom Ausreitkumpel ihn ausgezogen hatte. Wahrscheinlich ist er aus der Tasche gefallen als mein Ausreitkumpel den Drachen dort gesehen hatte (die Menschen behaupten wieder, es sei ein Baumstamm gewesen. Tssssss). Ganz umsonst umgedreht! Wirklich, ich muss ein ernstes Wort mit ihr reden. Aber andererseits….. sie sorgt für Abenteuer. Also so richtig böse kann ich ihr dann doch nicht sein. Und wenn wir so ein feines Abenteuer hatten, ist mein Mädchen wieder die ganze Woche stolz auf mich, das habe ich sehr, sehr gern!

Euer mutiger Sir Duncan Dhu of Nakel

P.S. bei all der Traberei wird es schwierig mit Fotos. Aber ich glaub, ihr könnt es euch vorstellen, oder?