Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 35

Heute geht es los! Meine Karriere als Distanzpferd startet!

Da staunt Ihr, was? Ich fange gleich richtig an: gerade 1,5 Jahre alt und schon starte ich meinen ersten Hundertmeiler!

Aber jetzt muss ich erst mal erklären worum es geht. Für die, die sich nicht so auskennen: Distanzwettbewerbe werden normalerweise geritten oder gefahren. Ein Mensch und ein Pferd bewältigen eine vorgegebene Strecke in einer vorgegebenen Höchstzeit. Mein großer Bruder ist 28km in 3 Stunden und 10 Minuten gelaufen mit meinem Mädchen auf seinem Rücken. Für ihn war das schon echt gut. Ich könnte das natürlich schneller. Aber ich kann mein Mädchen noch nicht tragen (sagt sie) und überhaupt bin ich noch zu klein (sagt sie).

Die richtig guten Distanzpferde schaffen das alles viel weiter und viel schneller. Und die allerbesten laufen Hundertmeiler. 160Km an einem Tag! Das finde sogar ich beeindruckend.

Tja und jetzt werde ich auch einen Hundertmeiler laufen! Allerdings nicht an einem Tag. Das würde mein Mädchen nicht schaffen. (Du auch nicht, mein Ritter. Nein vielleicht bräuchte ich zwei Tage. Aber Du, mein Mädchen, Du brauchst dafür 7 Monate, richtig?)

Also wir haben gaaaaaaanz viel Zeit dafür. Nämlich bis zum 1.12. Bis dahin sammeln wir jetzt Kilometer. Es zählen aber nur die Kilometer die mein Spaziergehkumpel und ich zusammen gehen. Er und sein Mädchen sind unsere „Rittpartner“.

Diego der Große war mit meinem großen Bruder damals auf Distanzritt. Er hat mir erzählt wie das normalerweise geht: man steigt in die Wackelkiste und lässt sich so lange schütteln bis man am Veranstaltungsort ist. Dort baut das Mädchen einen Zaun auf (mal wieder darf man als Pony nicht frei herum laufen) und von hinter dem Zaun beäugt man die Konkurrenz/findet die schönsten Stuten. Die Menschen rennen hektisch rum und sind aufgeregt. Dann wird man geputzt (dabei muss man stillstehen, obwohl es so viel zu sehen gibt), dann geht man zur Anmeldung. Dort müssen die Menschen einmal neben uns her traben damit die Veranstalter sehen, dass die Menschen zur Not auch selbst laufen können falls wir Pferde keine Lust mehr haben. Dann bekommt man eine Nummer auf den Po gemalt. Und dann geht man ausreiten. Aber nicht so ganz normal, sondern viel schneller. Die Menschen suchen mehr oder weniger verzweifelt nach Wegmarkierungen, schauen dauernd auf die Uhr und ab und zu stehen andere Menschen am Wegesrand die einen aufhalten wollen. Die messen dann unseren Puls. Diego hat aber immer keinen Puls, sagt er. Das ist witzig, dann sind die Menschen immer verwirrt. Diego der Große hat nämlich zwar ein großes Herz aber er kann das voll gut verstecken.

Wenn sie dann einen Puls gefunden haben, darf man endlich weiter laufen. Zwischendurch stehen für uns Wasserbottiche zum Trinken am Weg und manchmal hält man an zum grasen, aber nicht so oft wie sonst. Und man begegnet viel mehr Pferden als sonst. Manchmal wird man auch überholt oder man überholt andere. (Letzteres würde mir viel besser gefallen!)

Wenn man dann wieder angekommen ist, sind die Menschen ganz stolz, weil sie es geschafft haben. Sie bekommen dann eine Schleife oder eine Plakette und Geschenke weil sie so tapfer waren. Und wir bekommen extra leckeres Essen (macht auch viel mehr Sinn als eine Plakette, die kann man nämlich nicht essen) und werden gefeiert. Dann geht es wieder in die Wackelkiste und nach hause. Am nächsten Tag bekommt man mit Glück noch eine schöne Massage. Falls man Muskelkater hat. Keine Ahnung was das ist. Wir haben hier am Stall auch einen Kater aber ich bin noch nie deswegen massiert worden.

Diese Plakette hat mein großer Bruder gewonnen. Aber essen kann man die nicht.

An solchen Veranstaltungen darf man als Pferd erst teilnehmen wenn man groß ist. Mindestens 5 Jahre. Das heißt ich darf erst frühestens in 3,5 Jahren starten! Menno. Aber dieses Jahr macht Ihr Menschen ja alles anders. Ihr dürft so Veranstaltungen ja gar nicht machen. Also haben sich ein paar Verrückte etwas Neues überlegt. Jeder macht einfach bei sich zu Hause die Strecke und ihr Menschen redet dann darüber. Und damit auch die Kleinen mal mitmachen können und die denen das sonst zu anstrengend wäre, kann man sich die Strecke einteilen wie man will. 160Km in 7 Monaten, das ist doch einfach. Das kann sogar mein Mädchen schaffen (wenn sie sich anstrengt).

Tja und so bin ich nun ganz offiziell ein Distanz-Schotte! Ich werde Euch natürlich über die Fortschritte auf dem Laufenden halten!

Offiziell ist heute Start. Aber mein Spaziergehkumpel hat keine Zeit, also starten wir erst am Dienstag. Dienstag ist nämlich immer unser gemeinsamer Spaziergehtag.

Euer startbereiter Sir Duncan Dhu of Nakel

P.S. Euer Daumen drücken hat geholfen, es hat schon 15mm geregnet! Die Weide sieht schon ganz glücklich aus. Aber mein Mädchen sagt, mehr wäre noch besser. Also weiter drücken bitte!

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