Mein Mädchen findet, ich werde von Tag zu Tag schöner. Und mit dieser Meinung ist sie nicht allein! Neulich wurde sie gefragt, wie sie es macht, dass ich so eine schöne Mähne habe. Jetzt aber Moment mal! Die Mähne mache ich ganz allein, da hat mein Mädchen gar nix mit zu tun! Das hat sie dann auch erklärt. Dass sie noch nicht mal bürstet oder so, weil mein Wallehaar mir heilig ist und ich das nicht mag wenn jemand dran rum fummelt. Ja, genau, es ist nämlich MEIN Wallehaar! Nur kein Neid, ihr Menschen!

Aber manchmal geht sie doch bei. Wenn nachts die Feen auf mir geritten sind und sich Steigbügel in mein Haar geknotet haben zum Beispiel. Dann macht sie das ganz vorsichtig mit den Händen raus. Und hinten rum bin ich manchmal nicht ganz so reinlich. Mein Mädchen meckert dann immer, dass ich zu faul bin, meinen Schweif beim Äppeln hoch genug zu heben dass er nicht dreckig wird. Ja, der ist halt schwer, bei den vielen schönen Haaren! Naja dann hab ich da so dreckige Strähnen, da findet sie dann schon mal etwas Pflege angesagt. Erst einsprühen, dann kämmen. Dafür hat sie sich ein Spezialwerkzeug gebastelt: den grobzinkigsten Kamm gekauft den sie finden konnte und dann noch jede zweite Zinke raus gefräst. So nimmt sie dann eine Strähne in die Hand, hält gut fest und fängt am unteren Ende an zu kämmen. Das geht richtig schwer, aber wenn sie oben gut fest hält, ziept es nicht, dann kann ich das aushalten. Allzu lang habe ich da trotzdem keine Lust drauf, ich bin eben einfach nicht so der Tüddeltyp. Das versteht sie gut, weil sie auch nicht gern hat wenn jemand an ihr rumtüddelt und deswegen macht sie nur das nötigste – also das was sie für das nötigste hält.


Heute hat sie auch wieder den Läusekamm geschwungen. Weil ich in den letzten Wintern ja so ein klitzekleines Krabbelproblem in meiner Rüstung hatte. Das will sie scharf im Auge behalten, nicht dass das wieder los geht! Zum Glück kämmt sie mich damit nicht komplett, das würde ja ewig dauern! Sie kennt ja die einschlägigen Stellen und schaut da mal nach. Gefunden hat sie nix, Gott sei Dank!

Dann hat sie mir noch die Hufe geraspelt, das war auch mal wieder nötig. Dabei stehe ich von allen Pferden die sie kennt übrigens am allerbesten still! Und sie raspelt vielen Pferden die Hufe, damit verdient sie ja das Geld für unser Futter. Ich bin der artigste von allen, sagt sie! (Ihr wisst ja: ich lasse mich gut dafür bezahlen – die Keksrate muss stimmen.)
Damit uns bei dem ganzen Pflegeprogramm nicht so fad wird, hat sie heute Musik laufen lassen. Könnt Ihr leider auf dem Foto nicht hören, aber der kleine runde Kasten an der Wand macht schön Musik. Ich hab aber nicht verraten, was mir am besten gefällt. (War auch nix schottisches dabei). Und weil ich so lange nicht angebunden gestanden hab, haben wir das nebenbei auch mal wieder geübt. Normalerweise werde ich ja nie angebunden, mein Mädchen sagt „waaaaaarte“ und dann steh ich da wie angewurzelt bis sie wieder kommt und den Keks liefert. Wozu dann anbinden? Ist aber eine notwendige Fähigkeit sagt sie, also machen wir es ab und zu. Egal, hauptsache ich kriege trotzdem genauso viele Kekse!

Jetzt bin ich rundum frisch gepflegt und wie neu und wir können nachher noch reiten gehen, sagt sie. Prima, dabei muss ich nicht so viel still stehen!
Euer gut gepflegter Sir Duncan Dhu of Nakel