Aus dem Tagebuch des Sir Duncan Dhu 3

Ich bin ja – wie Ihr wisst – ein Ritter ohne Furcht und Tadel. In Ausbildung.

Und ich gestehe, manchmal – wenn auch wirklich selten – fürchte ich mich doch. Natürlich nur ganz kurz. Sagen wir: ich erschrecke mich. Ein bißchen. Für ein Momentchen.

Ja, so könnte man es sagen.

Zum Beispiel gibt es bei Euch Menschen welche, die Räder haben. Zwei Räder. Und diese Menschen mit den Rädern die sind ganz leise. Wie ein hungriges Raubtier. Und schnell sind sie auch – genau wie ein Raubtier. Und sie kommen von hinten – wie ein Raubtier. Ich gestehe: da habe ich Momente der Schwäche. Mein Mädchen sagt, ich hätte ihr den Handschuh verbrannt und wenn sie keinen angehabt hätte, hätte sie loslassen müssen. Ich wollte nur ganz schnell ganz weit weg. Entschuldigung, mein Mädchen.

Mein großer Bruder Finlay (den ich ja leider nie persönlich treffen konnte) war da wohl mutiger als ich. Mein Mädchen sagt, der Finlay ist immer erstmal stehengeblieben wenn er sich erschreckt hat und hat geguckt. Oh. Ich wusste nicht, dass er SO mutig war. Mein Mädchen meint aber, ich könnte das auch lernen, sie zeigt mir wie das geht. Na da bin ich aber gespannt. Wenn ich mal denke wie oft SIE sich erschreckt….

Jaja, aus der Nähe betrachtet sind Menschen auch wenn sie Räder haben nicht gefährlich. Ich weiß schon. Ich war halt so in mein Gras vertieft. Das hatte ich mir so hart erarbeitet, weil mein Mädchen aus unerfindlichen Gründen die Regeln verschärft hat. Oh man, sie ist unerbittlich. Früher hat es ja gereicht, wenn ich brav angehalten habe und schon durfte ich essen. Jetzt wirft sie mir ja dauernd vor ich würde am Strick ziehen und also musste ich einige Kreise drehen bis sie endlich mit meiner Performance zufrieden war und mich endlich hat fressen lassen. Es riecht halt auch schon so gut nach Frühling und das Gras streckt gerade diese ersten grünen Spitzen heraus … Ihr Menschen habt keine Ahnung wie verfrührerisch das ist!

Naja, mein Mädchen war jedenfalls etwas überrascht, dass ich doch tatsächlich manchmal Angst habe. Hat sie mir schon gar nicht mehr zugetraut. War ja auch wirklich nur ein ganz kurzer Moment. Und sind wir mal ehrlich: selbst Diego der Große hat solche Momente, in denen er mal einen Sprung zur Seite macht. Nicht bei Menschen mit zwei Rädern, aber bei großen Steinhaufen am Wegesrand. Weiß doch jeder, dass Steinhaufen in der Regel hungrige Drachen beherbergen. Menschen sind da wirklich naiv. Stattdessen erwarten sie, dass wir uns vor vollkommen harmlosen Dingen erschrecken wie schnelle Autos, riesige Trecker oder gar Regenschirme (die harmlosesten Geschöpfe unter dieser Sonne).

Also merkt Euch, Ihr Menschen: was gefährlich ist und was nicht – da fragt Ihr lieber uns Ponys. Wir kennen uns da wirklich besser aus.

Bis bald und bleibt gesund!

Euer Sir Duncan Dhu of Nakel

P.S. Sie hat mich angelogen! Ich glaube es einfach nicht! Diego der Große hat mir erzählt, dass Finlay SEHR WOHL auch manchmal einfach losgerannt ist! Nämlich bei Menschen mit zwei Rädern – allerdings den anderen, den lauten. So mein Mädchen, jetzt bist Du fällig!!

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3 Kommentare

  1. Liebe Lioba, mit seinem lustigen Erfahrungsbericht hat mir Ritter Duncan Dhu heute den Tag versüßt. Ich habe herzhaft gelacht 🤣🤣. Ich freue mich auf seine nächsten Geschichten 😍.
    Liebe Grüße Angelika 😘

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