Ach, herrlich! So ein schönes Wetter war das gestern, Sonne, um mein Mädchen zu wärmen, bisschen Wind, um uns Ponys abzukühlen. Und los ging es auf Ausflug! Aber vor dem Ausflug war noch Reifendruck prüfen angesagt. Erst beim Anhänger und dann angeblich auch noch bei meiner „Bereifung“! Aber ich glaube da haben die Menschen mich auf den Arm genommen. Jedenfalls hat der Kompressor komische Geräusche gemacht, da musste ich erst mal ein paar Kekse haben um sicher zu sein, dass das ok ist. Diego hat natürlich wieder kein Problem damit gehabt. Wie kann man so abgeklärt sein? Ob ich das auch irgendwann bin? Immerhin ist Diego 15 Jahre älter als ich. Vielleicht hab ich noch Chancen.

Dann ging es endlich los! Wir Ponys waren allerbest gelaunt und die Menschen auch. Wir sind in ein Gebiet gefahren wo wir vor 2 Jahren mal waren und dann irgendwie nicht mehr – warum, wissen wir alle nicht so genau! Mein Mädchen hatte am Computer Wege rausgesucht und diesmal hat sie einen Volltreffer gelandet: die waren alle wunderschön! 10,7 km fast ohne Straße und eigentlich könnte man so gut wie überall traben. Na gut, so fit sind wir alle noch nicht und zwischendurch muss man ja auch mal bremsen weil ein Hund mit seinen Menschen vorbei kommt oder so.
Am Anfang gab es auch fremde Pferde zu sehen, da war ich doch noch etwas aufgeregt! Wallach hin oder her, fremde Pferde sind einfach soooooo spannend! Da möchte ich doch gleich Freundschaft schließen! Mein Mädchen sagt, mein großer Bruder (der im Himmel) ist genauso gewesen. Der wollte auch mit jedem Pferd befreundet sein. Wir Schotten sind eben nette Typen! Aber leider dürfen wir fremde Pferde immer nur angucken und müssen dann weiter gehen. Schade. Diego kann da ja so einfach weiter marschieren, völlig ungerührt. Wie macht er das bloß?
An einer Stelle sind die Menschen abgestiegen und wir durften grasen, während mein Mädchen allein einen Weg rein gegangen ist. Das war nämlich die andere Seite von dem Weg, auf dem sich damals die Büsche geküsst haben. Quasi der Weg auf dem ich eine meiner Berufungen gefunden habe („ich bin Förster von Beruf“). Sie ist da rein gelaufen und wieder raus gekommen und gesagt der Weg ist frei. Aber wir sind trotzdem den anderen geritten. Den kann man nämlich besser traben, weil er etwas breiter ist.

Wir sind insgesamt ungefähr die Hälfte der Strecke getrabt und das ist wohl ein neuer Rekord! Gegen Ende meinte mein Mädchen, ich sei wohl müde, und hat nach vorne zum Mann gesagt „Schritt, bitte.“ Diego hat also durchpariert. Mein Mädchen hat die Zügel lang gelassen und gedacht ich pariere jetzt auch durch. Aber ich war halt grad so fein im Fluss! Bin einfach an Diego vorbei und noch ein bisschen weiter getrabt, während mein Mädchen gelacht und die Arme in die Luft geworfen hat, ohne die Zügel fest zu halten. Soooooo doll vertraut sie mir jetzt! Kann sie ja auch, wo ich doch so ein Guter bin. Irgendwann hab ich dann doch durchpariert. War auch ganz schlau, denn da war gerade so eine feine Stelle für eine Graspause, die haben wir dann auch ausgiebig genutzt. Mein Mädchen hat für die Graspausen jetzt so ein langes, dünnes Seil mit, so haben wir beide mehr Freiheit, wenn ich grase und sie kann mich zur Not trotzdem schnell fest halten, falls ich Blödsinn machen sollte (als ob ich das jemals tun würde!) Manchmal trete ich mir da aus Versehen auf den Strick und dann ist mein Kopf fixiert. Früher hab ich dann immer mit Gewalt mit meinem Kopf gezogen dann kam der Strick unter dem Huf frei. Jetzt kann ich das schlauer: wenn ich merke, dass ich meinen Kopf nicht mehr bewegen kann, hebe ich einfach nacheinander meine Füße und irgenwann geht es wieder. Mein Mädchen findet das mega schlau von mir! Manchmal hilft sie mir und zeigt mir, welches Bein ich heben muss, wenn ich nicht gleich drauf komme.

Den letzten Kilometer sind die Menschen dann mit uns zu Fuß gegangen sind, weil sie fanden, wir haben sie jetzt wirklich lang genug getragen. Wir haben alle 4 fest gestellt, dass unsere Fitness schon besser geworden ist! Das muss auch, denn mein Mädchen plant ja für den Herbst einen Ritt, der mehr als doppelt so lang ist wie der gestern, da braucht es noch ein paar Muskeln an uns allen! (Und einen Sattel, aber das ist eine andere Geschichte).

Euer fröhlicher Ausflügler Sir Duncan Dhu of Nakel