Still ist es hier bei uns. Sir Duncan hat lange kein Tagebuch geschrieben. Das liegt nicht nur daran dass ich – als seine Tippse – einfach anderes im Kopf hatte, sondern auch daran, dass wir tatsächlich wenig gemacht und nichts erzählenswertes erlebt haben. Kolik und Klinikaufenthalt und die anschließende ausgiebige Nachsorge mit neu anweiden, Spezialfutter, Osteopathie und Massage waren Arbeit genug. Dazu das ewige „drauf rum gucken“. Geht es ihm gut? Ist er wirklich in Ordnung? Oft bin ich nachts in den Stall geschlichen um mich davon zu überzeugen.
Jetzt, in den letzten Tagen, ist die Sicherheit bei mir wieder eingekehrt: ja, es geht ihm gut. Er ist in Ordnung. Am Dienstag waren wir zum ersten Mal wieder mit seinem Spaziergehkumpel unterwegs. Eine nicht allzu große Tour, ich bin vom Boden gefahren. Duncan war wundervoll konzentriert und hat alles großartig gemeistert. Und dann war er kopfmüde. Und das ist er ja nun wirklich selten.
Wir machen jetzt also Pause. Das heißt nicht, dass wir nichts machen – das würde Duncan wohl auch nicht gut heißen. Aber wir machen etwas weniger und nichts neues. Wir lassen jetzt einfach mal all das, was wir schon können, ein bisschen sacken.
Manchmal habe ich den leisen Vorwurf gehört, ich würde mit meinem jungen Pferd schon so viel – zu viel – machen und so einen hohen Standard verlangen. Dass mein kleiner Junghengst bei der Hufpflege artiger steht als 90% meiner Kundenpferde, hört mancher eben nicht so gern. Das hat ja nichts damit zu tun dass ich wahnsinnig viel Druck auf ihn ausgeübt hätte. Wir haben nur eben die Dinge gleich korrekt gemacht anstatt uns raus zu reden mit „er ist ja noch so klein“. Dass er klein ist, heißt nur, dass die Einheiten KURZ sind, nicht, dass man ungenau vor sich hin pfuscht und Verhaltensweisen etabliert die in Wirklichkeit niemand will.
Wir beide, Sir Duncan und ich, haben tatsächlich sehr viel gemacht. Oft. Und viele verschiedene Dinge, mehr als ich es mit Finlay in diesem Alter gemacht habe und mehr als die meisten Menschen mit ihren Pferden in dem Alter tun. Ich hatte immer den Eindruck, dass das alles völlig richtig so ist, dass Duncan es so will und viel Spaß hat. Ich bin mir da auch immer noch sicher. Genauso sicher bin ich mir jetzt, dass er eine Pause braucht. Wir verschieben also Dinge wie Fremdpferde-Training, Aufsteig-Vorübungen, Seitengang-Anfänge etc die eigentlich anstanden. Wir bummeln jetzt mal. Ich glaube, er hat zum ersten Mal Wachstumsprobleme und vielleicht ist er auch im Kopf sehr mit sich selbst beschäftigt – wie das bei Teenagern eben mal so ist.
Dank unserer wunderbaren Basis habe ich keine Not, irgendetwas zu üben. Wir können unsere gemeinsame Zeit einfach anspruchslos genießen. Ich kann derweil schauen, ob ich die Fütterung vielleicht nochmal anpassen muss und was von dem was wir schon können ihm jetzt gut tut und was mal ruht (z.B. der Galopp). Und warten, wann er wieder da steht und dringend nach Abenteuer und Action verlangt. Der Tag wird kommen, da bin ich sicher. Bis dahin schieben wir eine ruhige Kugel, Sir Duncan und ich. In einem Alter, in dem für viele Pferde das Training beginnt (kurz vor dem dritten Geburtstag), ein Alter, in dem viele Menschen ihren Pferden unglaublich viel neue Information in unglaublich kurzer Zeit servieren, machen wir ein Päuschen. Und ich bin sehr zufrieden, dass ich so früh so viel gemacht und seine Lernwilligkeit und Abenteuerlust genutzt habe. So kann ich jetzt Zeit verstreichen lassen, die er für sich braucht. Mehr noch: ich kenne ihn gut genug um zu sehen, dass er diese Zeit braucht. Dass jetzt nicht die Zeit für neuen Input ist. Sondern die Zeit der leisen Reifung.
Wie lang diese Phase dauert – na da lassen wir uns mal überraschen. Wir ruhen uns jetzt auf unseren Lorbeeren aus. Ich finde nämlich, dass da überhaupt nichts dagegen spricht. Und ich freue mich, dass wir uns da schon so schön weich betten können.
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