Ihr kennt das: Sonntag abend oder am Montag berichte ich normalerweise von unserem Sonntagsausflug. Meistens darüber, wie schön es war. Diesmal…. naja. Sagen wir so: es waren Rinder auf der A7, die Rader Hochbrücke wurde voll gesperrt und aus diesem Grunde war unser Sonntagsausflug eher ein kleiner Ausflug in die Hölle. Zumindest hatten wir ein Rückticket und sind heil zu hause gelandet. Aber von vorn:
Mein Mädchen wollte mit mir Brücken über Straßen üben und auch noch ein bisschen Straßenverkehr an sich. Dafür gibt es hier eine „Anti-Romantik-Strecke“, da geht man erst über die Brücke und dann knapp 2km direkt neben der Landesstraße auf einem kleinen Wirtschaftsweg, dann nochmal rüber über die Straße und nochmal 800 m auf der anderen Seite neben der Straße. Alles ganz sicher weil man weit genug weg ist von den Autos, aber man ist halt doch sehr nah dran und bekommt alles mit. Als wir über die erste Brücke gegangen sind, sagt mein Mädchen schon „was ist denn hier heute los?“. Da kam ein Auto nach dem anderen! Das ist da sonst nicht so voll. Aber wie Menschen sind: was sie geplant hat, will sie dann auch durchziehen. Wir also an der Straße lang. Und knappe 2km ziehen sich ordentlich, wenn man einen gewissen Grundstress hat, das sage ich euch. Aber ich hab das gut gemacht und alles war fein.
Bis auf der Hälfte der Strecke einfach mal der Teufel persönlich von hinten kam! Mein Mädchen sagt, das war Blaulicht mit Sirene. Ich bin sicher: es war der Leibhaftige! Und Diego hat das nicht viel anders gesehen! Wir beiden Ponys haben uns ordentlich zusammengerissen und haben nicht die Flucht angetreten (ich zugegebenermaßen nur, weil mein Mädchen mich daran gehindert hat). Danach war ich durch mit dem Lack. Wir sind dann an einer Stelle ein Stück abgebogen und durften etwas grasen, um uns zu beruhigen. Dann mussten wir aber weiter, es gibt dort keine andere Möglichkeit. Mein Mädchen hat noch ganz viele Kekse raus gerückt (zum Glück hatte sie vorsorglich die große Tasche voll gemacht!) und ich hab meine Nerven zusammengehalten (manchmal nur knapp). Dann etwas weg von der Straße und eine weitere Graspause. Und dann wieder über die Straße. Uff. Dann nochmal an der Straße lang, diesmal auf der anderen Seite. Mein Mädchen immer „nicht mehr weit, nicht mehr weit“. Ich hatte mich gerade etwas abgeregt und wir konnten den Abbieger schon sehen und dann…. steht da so eine Baustellenbake! Da hat es mich nochmal kurz verlassen. Ich war so sicher, dass alle Monster LINKS von uns sind und plötzlich ist rechts auch noch eins!
Naja, dann hatten wir es wirklich geschafft. Mein Mädchen ist dann noch so lang zu Fuß gegangen bis wir uns abgeregt hatten. Dann wollte sie aufsteigen, weil sie schon ganz kaputt war von der Lauferei und irgendwie blöde Socken anhatte, die nicht bequem waren. Aber das Aufsteigen musste verschoben werden. Sie hatte nämlich unsere alte Satteldecke mit den Taschen zwischen meinen Sattel und das Pad gelegt, aber das klappt nicht, da rutscht alles nur durch die Gegend. Sie konnte also nicht ohne Aufsteigehilfe rauf. Bis sie was zum raufklettern gefunden hat, musste sie dann noch eine ganze Weile laufen. Ihre Laune war im Eimer, sage ich euch. Dann rauf und ich hab sie schön durch den Wald getragen. Wir wären gern noch getrabt aber das haben wir lieber gelassen wegen dem rutschigen Sattel. Schlussendlich sind wir im Dorf angekommen, dort ist mein Mädchen dann lieber wieder abgestiegen, weil unser beider Nerven doch ordentlich blank lagen. Zurück zur Wackelkiste und ab nach hause. Den Rest des Tages habe ich ihr signalisiert, dass das eindeutig zu viel Abenteuer war und sie hat sich hundert mal bei mir entschuldigt. Aber sie war auch stolz auf mich, weil ich es einigermaßen anständig gemacht habe (mehr kann man in der Situation wirklich nicht erwarten) und vor allem weil ich danach noch in der Lage war, sie so fein zu tragen, ihr noch zu zu hören und alles richtig zu machen. Sehr erwachsen, findet sie. Und für die nächsten Touren hat sie uns beiden wieder viel Romantik versprochen. Später hat sie dann das mit der Sperrung der Autobahn heraus gefunden. Deswegen waren da nämlich so viele Autos wo sonst gar nicht so viele sind. Ich sage euch: Autos hatte ich jetzt wirklich genug!
Euer Sir Duncan dhu of Nakel (zurück aus dem Kurzbesuch in der Hölle)