Immer wenn wir zusammen los ziehen, macht mein Mädchen mir einen kleinen Zopf. Ich finde das etwas nervig, weil ich still stehen muss, während sie genau vor meinem Gesicht herum fummelt. Das ist ja nicht so meins. Weiß mein Mädchen auch und gibt mir deswegen Kekse dafür. Dann sagt sie immer „das ist wichtig, ich will nicht, dass du irgendwann ohne Zaumzeug mitten im Gelände stehst!“ und dann erzählt sie immer von meinem großen Bruder. Das war nämlich so: eines Tages waren mein Mädchen und das Mädchen vom Spaziergehkumpel mit ihren beiden Ponys unterwegs. Sie wollten für den ersten Distanzritt trainieren und hatten sich überlegt, dass sie mal eine längere Strecke machen um zu sehen, ob die Ponys fit genug sind dafür. Wie sie so an einem Bauernhof vorbei traben, schießt plötzlich ein Hund ans Tor und mein großer Bruder erschreckt sich und macht einen Hüpfer. Mein Mädchen denkt sich nix dabei, aber dann fühlen sich die Zügel plötzlich so komisch an. Was war passiert? Bei dem Hüpfer ist einfach so das ganze Zaumzeug von Finlays Kopf gerutscht!
Wir Highlandponys haben nämlich viel Wallehaar und kleine Ohren. Das heißt, der Genickriemen kann uns ganz leicht und schnell über die Ohren nach vorn rutschen und schon sind wir frei. Mein Mädchen fand das aber nicht so wahnsinnig witzig, mitten im Gelände ohne Zaumzeug zu stehen (auch wenn mein großer Bruder natürlich genauso artig war wie ich). Deswegen hat sie beschlossen, dass mein Zaumzeug immer festgeflochten werden muss, bevor wir den Hof verlassen, damit es wenigstens einigermaßen am Kopf bleibt.
Und immer wenn ich mir nach dem Reiten die Ohren kratze (das mache ich traditionell so), sagt sie „siehst du, deswegen ist das wichtig mit dem festflechten“.

Naja, nervig finde ich es aber trotzdem und das sage ich ihr auch jedes Mal. Aber ihr kennt sie ja: Stur ist ist. Und da es nur ein kleines Zöpfchen ist, geht es zum Glück ja auch schnell.
Euer festgeflochtener Sir Duncan Dhu of Nakel