Na, das war aber mal ein Ausflug!
Mein Mädchen hatte Lust, mal wieder in unseren anderen Lieblingswald zu fahren. Der ist etwas weiter weg, dafür aber noch viel schöner. Sie hatte erst überlegt, ob wir unsere derzeit üblichen 10km mal etwas erweitern, aber dann hat sie sich dagegen entschieden und wollte lieber nochmal ganz genau ausbaldowern, wo da jetzt die neuen Reitwegeschilder stehen – das ist nämlich teilweise verwirrend. Also hat sie 9,7km geplant.
Los ging es bei allerschönstem Sonnenschein über den allerschönsten Waldweg. Wir Ponys waren gut gelaunt und ich bin fleißig marschiert. Mein Mädchen meinte, ich wäre wieder viel lockerer und das wäre gut. Dann mache ich größere Schritte und federe mich besser ab, sagt sie. Ich hab ein bisschen Turboschritt eingelegt.



Weil es in letzter Zeit viel geregnet hat, war da das eine oder andere Matschloch und nach jedem Matschloch haben die Menschen schnell unsere Hufschuhe durchgezählt. Die haben aber einwandfrei gehalten. Dann kamen wir raus aus dem Wald auf einen Plattenweg, wo wir dann auch ein Stück getrabt sind. Dann eine ausgiebige Graspause und über uns bisher unbekannte Wege an romantisch einsam gelegenen Häusern vorbei wieder in den Wald. Dort wollten wir noch ein Stück traben. Plötzlich sagt der Mann zu meinem Mädchen: „hat Diego noch alle Hufschuhe drauf? Der läuft irgendwie ungleich“. Ach herrje, da fehlte doch einer! Meinem Mädchen wurde gleich ganz blümerant, denn sie hatte länger nicht nach Diegos Hufschuhen geschaut (sie kann ja meine Schuhe von oben so schlecht sehen, deswegen schaut sie nach Diegos Schuhen und der Mann nach meinen). Und da hat sie gleich geahnt, dass der Schuh vielleicht schon länger fehlt! Was soll ich euch sagen, es ging ein gutes Stück zurück. Aus dem Wald wieder raus, an den romantisch einsam gelegenen Häusern vorbei bis zur Grauspausenstelle. Der Mann war sicher, dass dort noch alle Schuhe da gewesen wären. Aber wir haben den Schuh auf der ganzen Strecke nicht gefunden. Mein Mädchen war sicher, dass wir weiter zurück müssen. Schließlich haben sie sich entschlossen, weiter zurück zu gehen und siehe da, hinter der nächsten Kurve lag der Schuh.
Also Schuh wieder drauf und wieder umdrehen! Ich wurde mittlerweile etwas kopfmüde von dem ganzen hin und her und meinem Mädchen war kalt, also ist sie ein langes Stück gelaufen. Vorbei an den romantisch einsam gelegenen Häusern und wieder rein in den Wald. Dort sind wir noch ein kleines Stück getrabt, aber leider wurde der Weg dann so steinig, das war doof. Da haben selbst unsere Hufschuhe nicht so gut geholfen. Die Menschen wollten den kürzesten Weg zur Wackelkiste nehmen und haben sich deswegen für den Hauptweg entschieden. Im Nachhinein war das aber ne blöde Idee weil wir dort wegen der Steine nur Schritt gehen konnten. Mein Mädchen sagt, der andere Weg wäre zwar 500m länger gewesen, aber dafür viel schöner und wir hätten noch traben können.
Nun war es wie es war und wir haben insgesamt 14,4 km in knapp über 3 Stunden hinter uns gebracht. Meine Füße konnten schon noch gut laufen, aber mein Kopf war aus, das ganze Umdrehen und so war doch irgendwie anstrengend.
Mein Mädchen hat versucht, mich mit dem einen oder anderen Keks bei Laune zu halten und mir erzählt, dass ihr Vater auf Ausflügen immer eine Tafel Nussschokolade aus der Jacke gezaubert hat, wenn sie nicht mehr konnte. Also damals, als sie noch klein war – jetzt macht er das leider nicht mehr! Aber deswegen hat sie immer Schokolade in ihrem Auto und einen Müsli-Riegel in der Tasche, man weiß ja nie, wann einem die Kräfte versagen! Ich hatte Durst und hab jede Pfütze probiert, aber es hat keine so gut geschmeckt, dass ich mich satt getrunken hätte. Und Hunger hatte ich, die Graspause war viel zu lange her! Deswegen hab ich an der Wackelkiste auch gleich versucht, etwas Heu zu ergattern. Mein Mädchen hat sich beeilt, dass ich schnell einsteigen und essen kann, bevor mein Blutzucker komplett im Keller ist. Zum Glück kennt sie sich ja aus mit uns Ponys und weiß, wie wichtig Essen für uns ist!
Trotzdem: es war ein prima Ausflug und ganz aus Versehen haben wir jetzt einen neuen Streckenrekord aufgestellt! Ihr wisst ja, ich mag das, mich mal richtig auszupowern. Und mein Mädchen sagt, sie merkt sich, dass man den Hauptweg nicht reiten sollte, weil der so steinig ist. Sie will jetzt noch den Rest von dem Wald erkunden und dann irgendwann alle Wege dort zusammensetzen, das werden dann so knappe 18km. Aber das dauert noch etwas, bis wir das gut schaffen können.
Heute haben Diego und ich erst mal schön frei und dürfen uns erholen. Neue Muskeln wachsen lassen und ein paar neue Synapsen, damit wir für die nächste Tour gerüstet sind. Diesmal dann geplant und ohne umdrehen. Und mein Mädchen baut endlich wieder die Extra-Riemen an die Schuhe, damit wir sie nicht mehr verlieren.
Euer gut ausgepowerter Sir Duncan Dhu of Nakel