Still ist es hier auf der Seite im Moment, das habt Ihr sicher schon gemerkt. Bei uns zu hause laufen die Dinge nicht so rund wie wir es gern hätten. Was genau los ist, werdet Ihr erfahren, wenn es ausgestanden ist. Ich habe keine Kraft und Lust die Dinge hier auszubreiten. Aber ich teile gern meine Gedanken mit Euch und im Moment denke ich über Verantwortung nach.
Als Kind hatte ich das Buch „Sie bauten eine Kathedrale“ und ich schaute es gern mit meinem Vater zusammen an. Wir sprachen dann darüber, wie das Leben wohl früher gewesen sein mag. Ich fand z.B. die Vorstellung, dass man sein Leben lang bei einem „Herrn“ als Magd arbeitet – ohne eigene Freiheit, ohne irgendwelche Möglichkeiten, sich zu entfalten – gruselig. Mein Vater hatte eine etwas andere Sichtweise. Ich weiß noch, wie er mir sagte: „Ich kann mir vorstellen, dass es – wenn man einen guten Herrn hatte – gar nicht so schlecht war. Ein sicherer Job, nicht so viel Eigenverantwortung, das kann etwas gutes sein“. Und vielleicht hatte er recht, dass es zur damaligen Zeit wesentlich schlimmere Möglichkeiten gab. Die kleinen Bauern, die nach einer einzigen Missernte mit Hunger zu kämpfen hatten, waren vielleicht etwas freier – aber ob sie immer besser dran waren?
Als Kind wusste ich noch nicht, wie schwer Verantwortung wiegen kann. Aber heute – und gerade in den letzten Tagen – kann ich ihre Last fühlen. Denn mein Pferd „gehört“ mir, nach deutschem Recht. Wir können sicher diskutieren, ob das ethisch überhaupt vertretbar ist, aber es ist nun mal so. Und damals, als ich entschieden habe, Duncan zu kaufen, habe ich die Verantwortung übernommen für sein Leben und sein Wohlergehen. Im Alltag fällt es mir leicht, wir haben hier unseren Weg gefunden, den wir für gut halten (auch wenn wir natürlich immer versuchen, alles weiter zu verbessern). Aber dann, wenn etwas nicht so läuft oder wenn es größere Entscheidungen zu treffen gibt und wir angewiesen sind auf externe Experten, dann wird es schwer. Denn Experten gibt es so viele – und wer weiß schon, welcher von all diesen Leuten recht haben mag?
Das hier ist ein kleiner Service-Post für alle Pferdebesitzer, die das kennen. Ja, auch ich bin mal an so einem Punkt. Wenn alles eigene Wissen und Können nicht weiter hilft, wenn ich Entscheidungen treffen muss, die ich eigentlich gar nicht treffen kann, weil mir die nötige Information fehlt – dann bin ich an diesem Punkt. Viele meiner Reitschülerinnen klagen mir ihr Leid: Wem soll man glauben? Wer hat recht? Jeder Experte (manchmal auch „Experte“) kann seine Meinung schlüssig begründen. Klingt alles wunderbar logisch und überzeugend – bis der nächste um die Ecke kommt und genauso schlüssig das Gegenteil darlegt.
Am Ende sind lebende Organismen eben unendlich komplex und wer wie auf was reagiert, kann man vorher nie wissen. Egal, wie viel Erfahrung wir gesammelt haben und wie gut unsere Intuition ist: manchmal geht was schief.
Wenn das dann keine bleibenden Schäden verursacht, können wir uns glücklich schätzen.
Aber obwohl es verwirrend und anstrengend sein kann, sich zwischen so vielen Meinungen und Methoden entscheiden zu müssen, können wir dankbar sein für die Möglichkeiten. Denn die Mägde, die in meinem Kinderbuch vorkamen, hatten wohl in der Regel keine Wahl und keine Information. Und auch wenn es sicher entspannt sein kann, weniger Verantwortung zu tragen, mag ich doch meine Freiheit lieber und die Möglichkeit, mich selbst immer weiter zu infomieren und zu lernen. Meine Meinung zu hinterfragen, zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern (das tue ich sehr gerne mal). Daran erinnere ich mich, wenn es mir alles zu viel wird: Freiheit bedeutet eben auch Verantwortung.
Genau mein Punkt gerade, auch wenn es nicht um Pferde geht.
Ich habs da zum Glück einfach, ich weiß Jesus an meiner Seite, den wunderbaren Ratgeber und Freund.
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