Danke für das Abenteuer – los, such Dir ein neues!

Finlay
Duncan

Vielleicht habt Ihr das auch schon einmal erlebt: es gibt Momente, in denen wir meinen, zu hören, was unsere Pferde uns sagen. Tierkommunikatoren haben daraus einen ganzen Berufszweig gemacht. Ich bin nicht immer sicher, ob ich glaube, dass das so funktioniert. Aber gelegentlich „höre“ ich Pferde etwas sagen.

Vielleicht ist es nur mein Gehirn, das mir etwas vorgaukelt. Vielleicht auch nicht.

Aber in dem Moment als mein geliebter Finlay in meinen Armen für immer eingeschlafen ist, hörte ich ihn flüstern „Danke für das Abenteuer – los, such Dir ein neues!“ (aus dem Film „Oben“)

Und egal ob das nun wirklich von ihm kam oder ob mein Gehirn sich das ausgedacht hat, es hat sich festgesetzt. Der Satz geistert mir seitdem im Kopf herum. Und vielleicht war es dieser Satz, der bewirkt hat, dass ich mich nun doch recht kurz nach seinem Tod tatsächlich in ein neues Abenteuer stürze. Beziehungsweise in zwei neue Abenteuer. Das eine Abenteuer ist, dass ich diesen Blog starte. Das eigentliche Abenteuer daran ist der Grund, aus dem ich diesen Blog starte. Und dieser Grund heißt

Duncan Dhu

Duncan ist ebenfalls ein Highlandpony – ein kleiner Hengst, der nun gerade ein Jahr alt geworden ist.

Viele von Euch haben mir nach Finlays Tod gesagt, wie gern sie unsere Abenteuer-Geschichten gelesen haben. Bisher war das nur auf Facebook möglich. Jetzt möchte ich das alles einem größeren Publikum zur Verfügung stellen und etwas professioneller aufziehen. Daher gibt es diesen Blog, in dem Ihr jetzt die Ausbildung von Duncan Dhu (und mir!) verfolgen könnt. Stellt mir auch gern immer Fragen in den Kommentaren oder äußert Wünsche zu Themen. Sicher wird auch nicht ausbleiben, dass mal die eine oder andere bekannte (oder noch unbekannte) Finlay-Geschichte hier auftaucht. Das, was ich von Finlay gelernt habe, werde ich natürlich bei Duncan anwenden und verfeinern. Und ganz sicher hält Duncan seine ganz eigenen Lektionen für mich bereit!

Vielleicht kommt Euch das alles so vor wie mir: Total falsch. Oder es kommt Euch so vor, wie es mir auch vorkommt: Total richtig.

In den letzten Wochen habe ich viele Gefühle gleichzeitig erlebt, die im normalen Leben nur fein säuberlich getrennt auftreten. Falsch und richtig, Trauer und Dankbarkeit, Lachen und Weinen. Ich glaube, das waren die längsten Stunden, Tage und Wochen meines Lebens. Die Zeit hat stillgestanden, die Erde hat sich ohne mich weitergedreht. Ein großer, sehr wichtiger Teil meiner Zukunft war weg. Das Herz wurde mir aus der Brust gerissen. Warum ich so schnell angefangen habe, nach einem neuen Pony zu suchen, weiß ich selbst nicht. Vielleicht bin ich einfach verrückt geworden und ich kann es mir selbst noch nicht mal verübeln. Finlay hat mir keine Zeit gelassen. Er hat mir nie viel Zeit gelassen. Als ob er wüsste, dass sein Leben nur kurz ist, hat er immer alles JETZT gewollt. Aufschub hat er nie geduldet. Und auch am Ende war er schnell. Innerhalb von einer Stunde ist er aus meinem Leben verschwunden. Das war zu schnell für meine Seele, das konnte ich nicht begreifen. Und tatsächlich, als ich – nur 2 Wochen nach Finlays Tod – Duncan zum ersten Mal begegnet bin, war das erst der Moment in dem mir wirklich ganz und gar klar wurde, was passiert ist. So war die erste Begegnung mit Duncan ein furchtbarer Augenblick der Realisation. Es war nicht der romantische Moment des neu Verliebens. Es war der totale Zusammenbruch.

Letztendlich wurde mir klar, dass Duncan keineswegs – auch wenn es so aussehen mag – Finlays Nachfolger ist. Duncan ist der Nachfolger für meinen alten Merlin. Wäre mein alter Merlin gestorben und nicht Finlay, dann hätte ich mir ein zweites Highlandpony gekauft. Das stand für mich immer fest. Ich wollte zwei Schotten haben, habe sogar heimlich von zweispännig Kutsche fahren geträumt. Nun stehe ich da, mein Merlin, das Zauberpony, ist 26 Jahre alt. Und er ist gesund und munter und wird immer besser. Nur, wenn wir ehrlich sind, ist seine Zeit als Reitpferd trotzdem begrenzt. Ausreiten mag er sowieso nicht, und wenn Duncan in 4 Jahren seine Reitpferdekarriere so richtig startet, ist mein Merlin 30 Jahre alt. Ich kann nicht erwarten, dass er dann immer noch besser wird und alles leisten kann. Ich kann froh sein, wenn er dann noch fit ist und Freude am Leben hat. Wenn wir dann noch zusammen Bodenarbeit machen können, etwas „Seniorengymnastik“, dann bin ich schon ganz zufrieden. In Anbetracht seines Rückens und seiner Zahnprobleme ist es sowieso ein Wunder dass er so unglaublich fit ist.

Und da ich nunmal leidenschaftlich gern reite – und seit Finlay auch leidenschaftlich gern ausreite und auch wieder irgendwann auf Distanzritt gehen möchte – soll mein Merlin einen würdigen Nachfolger bekommen. Jemanden, der ihm Arbeit abnimmt, so dass ich ihm, wenn er altersbedingt nicht mehr so kann wie er gerne würde, Unterstützung geben kann ohne ihn zu überfordern aus reinem Egoismus. Wenn ausnahmsweise alles nach Plan läuft, wird es ein schöner sanfter Übergang in dem der eine immer mehr tun kann und der andere sich nach und nach etwas zurückzieht. Was das Leben wirklich für uns bereithält, müssen wir wohl abwarten. Duncan wird Merlin sogar eines Tages ähnlich sehen, denn auch er ist ein Schimmel (auch wenn er das im Moment noch nicht so zugibt).

Die Trauer um Finlay ist – vielleicht noch für lange Zeit – nicht vorbei. Duncan ist noch klein, er hat zunächst mal keine Ansprüche zu erfüllen und kann mich also auch nicht in die Situation bringen, dass ich etwas von ihm erwarte, was mein Finlay getan oder gekonnt hat.

Denn das war einer der schlimmsten Momente für mich: als ich plötzlich nach Finlays Tod sauer war auf meinen Merlin, weil der bestimmte Dinge eben anders macht als Finlay. Finlays spezifische Verhaltensweisen fehlen mir so sehr, dass es mich plötzlich gestört hat, dass Merlin anders ist (etwas, was mich vorher nie gestört, sondern mir eher Freude gemacht hat).

Duncan aber ist noch so klein, dass diese Gefahr nicht gegeben ist. Wir beide fangen ganz neu von vorne an. Ich habe viel Zeit, ihn einfach nur kennenzulernen. Er ist gerade 1 Jahr alt geworden und weiß noch sehr wenig von der Welt. Es gibt für ihn so viel zu entdecken jetzt – ganz ohne mein Zutun – neuer Stall, neue Herde, neue Menschen. Und einfach groß werden, das ist ja auch oft ein Fulltime-Job für die Kleinen. So habe ich noch viel Zeit, über Finlays Tod hinwegzukommen und mein neues Abenteuer kann in Ruhe wachsen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Ich weiß nicht, warum Finlay sterben musste. Jeder, dem ich von seinem Unfall erzählt habe – meist Ärzte, Tierärzte oder Tierarzthelfer, niemals ganz „normale“ Pferdebesitzer, weil ich keinem von Euch die Bilder und die daraus vielleicht entstehende Angst antun möchte – jeder, dem ich es erzählt habe und auch die Ärztin in der Klinik in der er gestorben ist, alle haben mir gesagt, dass es so einen Unfall gar nicht gibt. Und wenn, dann endet er niemals tödlich.

Mein Pony ist gestorben, obwohl niemand etwas falsch gemacht hat. Er hat sich in einer völlig ungefährlichen Situation tödlich verletzt. Niemand hätte so etwas ahnen oder verhindern können. Und das gibt mir das Gefühl, dass es einfach so sein sollte. Als ob eine höhere Macht im Spiel war. Oder als ob Finlays Seele das so für sich entschieden hat. Ich weiß es nicht. Eines Tages, wenn ich selbst die letzte Reise antrete, werde ich es vielleicht wissen. Aber eines weiß ich sicher: Alle, die ihn kannten, haben mir bestätigt, was ich wusste, seit ich hin zum ersten Mal gesehen habe. Damals war er 4 Tage alt und ich wusste sofort: das ist ein ganz besonderes Pony.

Auch Duncan ist ein besonderes Pony – weil jedes Pony besonders ist. Auf seine Art. Auf andere Art als mein Finlay.

Ich möchte Euch kurz erzählen, wie das passiert ist, dass Duncan jetzt hier bei mir ist. Aber da „kurz“ sehr relativ ist, werde ich das im nächsten Beitrag tun.

Zunächst möchte ich Euch sagen: Herzlich Willkommen!

Beteilige dich an der Unterhaltung

5 Kommentare

  1. Liebe Lioba, Deinen Blog werde ich abonnieren, damit ich Euer Abenteuer miterleben kann und weil es mir so viel Freude macht, Deine Geschichten zu lesen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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  2. Ich erwähnte ja schon,das mir deine Art und Weise das Leben mit diesen ganz wunderbaren Lebewesen zu beschreiben, sehr gefällt. Ich freue mich von Euch zu lesen.

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  3. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Dich und Finlay kennenlernen durfte. Den 22.6.2019 werde ich nie in meinem Leben vergessen. Ich hoffe, dass ich Duncan irgendwann einmal kennenlernen darf.

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  4. Danke, dass du uns teilnehmen lässt – ich freue mich, wieder Neues über dich und die Pferde zu lesen

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