Letzte Woche Dienstag: Schon als ich Duncan verlade denke ich „ui, der Kopf ist aber müde“. Es waren doch sehr viele Erlebnisse zu verarbeiten in den letzten paar Tagen. Handpferdereiten am Freitag, ein strammer Ausflug mit Geräuschübungen am Sonntag, ein erster Ausflug in die nahe gelegene Halle am Montag. Und heute der obligatorische Dienstags-Spaziergang. Aber in der neuen Version, denn Duncans Spaziergehkumpel ist umgezogen und steht nun nicht mehr bei uns auf dem Hof, sondern ein paar Hänger-fahr-Minuten entfernt. Duncan fährt also alleine in der „Wackelkiste“ bis dort hin, dann steigt der Spaziergehkumpel zu und wir fahren gemeinsam in schönes Gelände. Ich bin etwas besorgt, dass Duncans Kopf so überlastet sein könnte, dass nur noch Quatsch heraus kommt. Aber zu meiner freudigen Überraschung ist das Gegenteil der Fall: Duncans Kopf ist zwar voll und seine Konzentration in der Tat nur noch sehr mittelmäßig, aber anscheinend haben wir so viele gute Routinen, dass er trotzdem alles richtig macht. Kein Gezerre am Strick, relativ wenig Geschnappe, der bleibt stehen wann er soll und auch sonst gibt es nichts zu beanstanden. Ich nehme zwar wahr, dass er „kopfmüde“ ist, aber er kommt gut zurecht. Eigentlich wie ein erwachsenes Pferd, das durch seine Erfahrung nicht mehr als 10% seines Arbeitsspeichers braucht, um in normalen Situationen zurecht zu kommen. Übung macht eben doch immer noch den Meister!
Diese Woche Montag: Duncan berichtete davon. Diesmal habe ich seine Leistungsfähigkeit überschätzt. Die Zeit nicht im Blick gehabt. Eine halbe Stunde volle Konzentration darauf, das fremde Pferd zu ignorieren, hat das kleine, gut geölte Maschinchen zwischen seinen Ohren dann doch mal heiß laufen lassen. Kommt ja selten vor.
Als er dann auf dem Anhänger herum poltert, flippe ich ziemlich aus. Ich hab es verbockt, hab zu viel verlangt. Erst später, im Gespräch mit Freunden und anderen Pferdeleuten, wird mir klar, was für ein gigantisches Kompliment mein Pony mir eigentlich gemacht hat. Denn so lange ich in Sichtweite war, hat er sich benommen. Die ganze Zeit. Er hat aufgepasst, er hat alles richtig gemacht. Erst als er mit sich und seinen Gefühlen alleine war, hat er sie raus gelassen. Vielleicht konnte er sie auch allein einfach nicht managen. Vielleicht hat meine Anwesenheit ihm geholfen, sich zu benehmen. Beides sind gute Varianten. Es bleibt fest zu halten: mein Pony war großartig. Ich habe ihn etwas überschätzt, so etwas passiert wohl mal. Einmal ist das ja auch nicht schlimm. Jetzt muss ich eben zu sehen, dass es nicht so bald wieder passiert, sondern dass wir die Situation entschärfen. Und den Arbeitsspeicher meines Ponys weiter trainieren. Ein bisschen größer wird der von alleine werden, während Duncan erwachsen wird. Aber ein bisschen trainieren kann man diesen Arbeitsspeicher ja durchaus auch. Routine in möglichst viele Situationen bringen, so dass die vielen Eindrücke besser sortiert werden und nicht mehr so überwältigend sind.
Letztendlich bin ich beeindruckt, was für eine Leistung mein kleiner Hengst erbracht hat – und zwar für mich. Weil er weiß, dass ich das so möchte. Was für ein Geschenk!