Piep – ein Glas Paprika-Aufstrich. Piep – ein Paket Waschmittel. Piep – eine Tafel Schokolade. Und dann steh ich da: Äpfel. Ich habe es wieder getan, entgegen besseres Wissen. Ich habe mich an der Selbstbedienungs-Kasse im Supermarkt angestellt, weil mir die Schlange an der normalen Kasse zu lang war. Eigentlich gehe ich nie an diese Kasse, weil ich immer mit Bargeld bezahle und das Gerät, in dass ich die Scheine schieben muss, meine Scheine so oft nicht mag. Dann verschwinden sie ganz schnell in dem gefräßigen Schlitz, nur um noch schneller wieder raus zu kommen und ich muss sie bügeln und kneten und falten und wieder rein schieben nur damit sie wieder raus geschossen kommen und brauche 4 Anläufe pro Schein um zu bezahlen. Aber seit Corona bezahle ich – wie vom Supermarkt gewünscht – mit Karte. Und da dachte ich, ich könnte ja mal wieder selbst kassieren. Ich habe nur leider nicht bedacht, dass mein Stamm-Supermarkt das System geändert hat. Früher hat man sein Obst und Gemüse selbst abgewogen und so einen schicken Barcode-Aufkleber dafür bekommen, den man an der Selbstbedienungs-Kasse problemlos einscannen konnte. Piep! Aber jetzt wird das Obst und Gemüse an der Kasse abgewogen. Hier stehe ich nun mit meinen Äpfeln im Obstnetz. Da sehe ich eine Taste „Obst“. Fein, denke ich, und drücke drauf. Äpfel „Red Prince“ gibt es da zur Auswahl. Nun hätte ich ja gern meinen Lieblingsapfel gekauft, aber „Red Prince“ war heute leider nicht zu haben. Naja, aber ich weiß, dass alle Äpfel früher auch die gleiche Nummer hatten. Also drücke ich auf die Taste. Und dann steht da „Stückzahl“. Hä? Werden Äpfel nicht nach Gewicht verkauft? Inzwischen ist die Schlange an der normalen Kasse – die Schlange, die mir zu lang war um zu warten – ein beträchtliches Stück weiter gerückt. Ich hole mir Hilfe, frage die Dame, die das Selbstkassieren überwacht. Sie erklärt mir, dass ich nicht auf die „Obst“-Taste hätte drücken müssen sondern auf „Gewichtsartikel“. Diese Taste war mir entgegangen. Na gut, wieder was gelernt. Für die Bananen weiß ich ja jetzt Bescheid. Nur dass es da dann keine Bio-Bananen in der Liste gibt. Nun denn. Schließlich, als ich alles gescannt habe, muss ich mir eingestehen, dass ich an der anderen Kasse nicht nur schneller, sondern auch viel stressfreier fertig gewesen wäre. Und woran denke ich bei solchen Gelegenheiten? Richtig: an Ponys. Und Menschen. Denn was mich verleitet hat, an die Selbstbedienungskasse zu gehen war das selbe Problem warum so viele Menschen lieber aussichtlos hampeln, schnalzen, reden und locken, wenn ihr Pferd nicht in den Anhänger gehen möchte, anstatt einfach mal zu warten. Warten ist nämlich gar nicht einfach, vor allem nicht, wenn man nichts tun darf in der Wartezeit. Wir mit unseren Smartphones, die ständig aus der Tasche kommen um auch noch die allerkleinste Wartezeit zu überbrücken, wir halten es nicht aus, da zu stehen und zu warten. Und im Hier und Jetzt zu bleiben, unsere freundliche Anfrage aufrecht zu halten bis wir eine Antwort bekommen. Wir wollen viel lieber etwas tun. Es ist nur so: meistens dauert es dann länger und ist stressiger. Nächstes Mal werde ich mich wieder daran erinnern und lieber an der normalen Kasse warten. Und ein paar freundliche Worte mit der Kassiererin austauschen, wenn ich dann dran bin. Und vielleicht wird diese Geschichte eine von denen, die ich meinen Schülern erzähle, wenn sie mit ihrem Pferd am Anhänger stehen – um ihnen die Wartezeit zu erleichtern und den Stress raus zu nehmen. Denn ganz oft kommt das Pferd gerade dann einen Schritt nach vorne, wenn meine Schüler mir zuhören und für einen Moment vergessen, dass sie jetzt unbedingt wollen dass etwas passiert. Das ist die Magie der Pferde…